Fosbury

Die amerikanische Leichtathletik-Legende Dick Fosbury ist gestorben.

Für die ersten 72 Jahre sprangen AthletInnen bei Olympischen Spielen vorwärts über die Hochsprung-Latte, bis Dick Fosbury in Mexiko 1968 auftauchte und mit dem Fosbury-Flop die gesamte Sportwelt überraschte, die olympische Goldmedaille gewann … und den Hochsprung-Sport für immer veränderte.

Fosbury scheint ohnehin ein eigenwilliger Athlet gewesen zu sein. Hier ein Auszug aus dem Spiegel:

Er trainierte nicht gerne, war ein Einzelgänger. Anstatt die Olympia-Eröffnungsfeier zu besuchen, fuhr er mit einem Van zu den Azteken-Pyramiden, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen und dort zu übernachten.

Mit dem »Olympiasiegersein« war Fosbury eigenen Angaben zufolge »völlig überfordert«. Nur zwei Tage nach seinem Triumph verließ er das Olympische Dorf, ein Jahr später beendete er seine Karriere.

Wiglaf Droste

Ich kannte den Namen, aber nicht sein Werk. Muss ich nachholen. Scheint ein intelligenter Polterer gewesen zu sein. Leider unlängst verstorben.

Hier ein kleines Gedicht:

Für immer und immer

In des Daseins
stillen Glanz
Platzt der Mensch
Mit Ententanz.

Über Patriotismus:

Wer sonst gar nichts hat, der hat doch ein Vaterland. Patriotismus ist die Religion der ganz armen Schweine.

Über Nazis:

Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: dass man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen.

Antwort auf die Frage, was er gerne über sich in der Zeitung lesen würde:

Das Allerschönste ist, wenn nichts in der Zeitung steht. Wenn ich irgendwann nicht mehr als öffentliche Figur auftauche, steht dem Glück nichts mehr im Wege.

Roger Willemsen

Ein wahrer Intellektueller, ein Freigeist, ein Unerschrockener, ein Leidenschaftlicher, ein Geistesriese verlässt die Bühne.

Oder wie auf Twitter zu lesen war:

Der hätte nicht so früh gehen sollen. Der nicht. Wie schade.

Zum Abschied eines meiner Lieblings-Willemsen-Zitate:

Das Leben kann man nicht verlängern, nur verdichten.

Adieu Juri

Wer diesen Blog regelmässig besucht, hat festgestellt, dass ich in letzter Zeit einige alte Beiträge, die teilweise seit Jahren im Draft Verzeichnis rumliegen, veröffentlicht habe. Jetzt ist das Verzeichnis leer. Bis auf diesen einen Beitrag. Er stammt aus dem Jahr 2009 und als ich ihn schrieb, war ich mir nicht sicher, ob er gut genug ist, denn ich nehme darin Abschied von einem Freund: Jörg “Juri” Gasche. Er starb an einer seltenen Form von Krebs, keine 30 Jahre alt.

Wir haben uns in Halten kennengelernt, als wir Kinder waren. Jahre später haben wir für kurze Zeit in derselben Mannschaft Fussball gespielt. Fussball war eigentlich nicht sein Ding, Juri spielte begeistert Unihockey. Die Fussballschuhe hat er sich nur umgeschnürt, weil zu wenige Spieler da waren und der Abstieg abgewendet werden musste. Es gelang. Das sagt eigentlich schon alles über ihn: selten habe ich einen freundlicheren, hilfsbereiteren, intelligenteren Burschen getroffen. Und meistens gelang, was er angepackt hat.

Seither sind einige Jahre ins Land gegangen, die Zeit hat geholfen, Abstand zu gewinnen. Vielleicht waren die Worte damals nicht gut genug, aber heute scheinen sie mir angemessen. Nun denn.

August 2009:

Eigentlich wollte ich bloss den Spielplan auf der HSV-Homepage anschauen, als ich auf eine Notiz stiess, die erklärte, dass du friedlich entschlafen bist. Wir alle haben befürchtet, dass es zu Ende gehen wird, und trotzdem sitzt der Schock tief, nun, da es eingetreten ist. Irgendwie hofft man immer auf ein Wunder und ist dann leise enttäuscht, wenn es ausbleibt.
Dein Leben war so voller Tatendrang und Hingabe für deine Mitmenschen, dass es fast so erscheint, als ob du von Anbeginn wusstest, dass du ein ganzes Leben in diese dreissig Jahre legen musstest.

Letztes Jahr starb der spanische Extrembergsteiger Iñaki Ochoa de Olza am Annapurna. Kürzlich las ich einen knappen Bericht zu diesen Ereignissen. In dieser Meldung haben sie es geschafft, Worte zu finden, die mir heute, da wir deinen Verlust beklagen, gänzlich fehlen. Also lasse ich sie an meiner Stelle sprechen.

There’s much to say about these men’s behaviour, about their sense of comradeship, their sacrifice and courage. There’s also much to say about the outspoken, ingenious, smart and strong Iñaki. All that will be included in another story – to be posted after the rescuers are safely back, and feelings settle down. However, on a previous dispatch posted some days ago on his website, Iñaki mentioned the Tibetan nomads, who cry at the wind each time they reach a summit or cross a mountain pass: “Lho Gyelo”- the Gods have won. And so it has happened. We shall miss you Iñaki.

Wir werden dich vermissen, Juri.

Lemmy

Ich dachte, diesen Beitrag nie schreiben zu müssen, denn ich hielt Lemmy für unsterblich. Nun musste er doch gehen, der vielleicht grösste Rocker aller Zeiten.

Viele nannten ihn einen Rüpel, und es stimmt, er war ein Unangepasster, ein Mann aus Stahl, der Nazi-Kram und Uniformen sammelte (“In der Geschichte waren es immer die Bösen, die am besten angezogen waren”), und sehe Meinung stets pointiert zum Ausdruck brachte; aber die meisten Leute erkannten in ihm nicht den belesenen Gentleman, der er auch war. Er soll mal gesagt haben

Ich habe viele weibliche Freunde. Sie rufen mich an, wir gehen aus. Frauen sind interessanter als Männer. Mit Männern muss man über Sportautos reden. Ich möchte aber nicht mein Leben lang über verdammte Sportautos reden! Ich möchte wissen, ob du etwas weisst!

Kein Macho, sondern ein guter Zuhörer, ein Mann mit Tiefgang (und einigen Ecken und Kanten natürlich). Wenn man sich ein wenig mit ihm auseinandersetzt (Filmtipp: Lemmy), dann erkennt man seine wahre Grösse (Autobiographie lesen: White Line Fever).

Wer noch nie von Motörhead gehört hat, der muss sich Ace of Spades anhören, um zu verstehen, worum es geht.

Quelle

Und zum Abschluss noch mal Lemmy im O-Ton:

Der Tod ist unvermeidlich, nicht wahr? Das wird einem bewusster, wenn man in mein Alter kommt. Es macht mir keine Sorgen. Ich bin bereit. Wenn ich sterben muss, dann bei dem, was ich am besten kann. Wenn ich morgen sterben würde, könnte ich mich nicht beklagen. Es war gut.