Das Gervais-Prinzip

Dem Zeitgeist folgend lasse ich mal ChatGPT erklären (warum sich den Kopf zerbrechen und um Formulierungen ringen, wenn man die Vorhersage-Maschine fragen kann, nicht wahr?):

Das Gervais-Prinzip ist eine Theorie über das Organisationsverhalten und die Machtverhältnisse am Arbeitsplatz. Es wurde von Venkatesh Rao, einem Schriftsteller und Forscher, vorgeschlagen, der es erstmals in einer Reihe von Essays auf seinem Blog Ribbonfarm beschrieben hat.

Rao hat den Begriff von Ricky Gervais’ Figur in der britischen Fernsehserie “The Office” übernommen, in der Gervais einen eher ungeschickten und weitgehend inkompetenten Manager spielt. Rao verwendet die Show als Metapher, um verschiedene Klassen von Mitarbeitern innerhalb einer Organisation zu erklären.

Laut dem Gervais-Prinzip gibt es drei Arten von Mitarbeitern an jedem Arbeitsplatz:

  1. Soziopathen: Sie befinden sich an der Spitze der Organisationshierarchie und halten die wahre Macht. Sie verstehen die inhärente Sinnlosigkeit des Unternehmenslebens, nutzen sie aber zu ihrem Vorteil aus.
  2. Ahnnungslose: Sie sind das mittlere Management. Sie akzeptieren die Unternehmenskultur blind und arbeiten hart daran, innerhalb dieser voranzukommen, oft ohne zu erkennen, dass ihre Bemühungen eher den Interessen der Soziopathen als ihren eigenen dienen.
  3. Verlierer: Sie besetzen die unteren Stufen der Organisation. Im Gegensatz zu den Ahnungslosen verstehen die Verlierer die undankbare Natur ihrer Arbeit, entscheiden sich jedoch dafür, das Minimum zu tun, um ihre Beschäftigung aufrechtzuerhalten, und ziehen ihre Zufriedenheit aus dem Leben außerhalb der Arbeit.

Das Gervais-Prinzip erklärt, wie Soziopathen sowohl die Ahnungslosen als auch die Verlierer nutzen, um ihre Macht innerhalb der Organisation zu erhalten und zu verstärken. Obwohl es etwas zynisch ist, bietet das Prinzip einen faszinierenden Rahmen zum Verständnis von Machtverhältnissen in der Unternehmenswelt.

Traurige Welt. Trifft wahrscheinlich eher auf grosse Unternehmen zu. Attraktiver für Soziopathen, da es dort mehr zu dominieren gibt. Deshalb ist vor grossen Firmen Vorsicht geboten.

Rede von Saul Friedländer

Quelle

Er beendet seine Rede mit einem Zitat des Widerstandskämpfers Hans von Dohnanyi, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde. Auf die Frage, was ihn zum Widerstand bewogen habe, hat er mit einem Satz geantwortet, der in seiner Schlichtheit für alle Zeiten und an jedem Ort seine Gültigkeit hat:

Es war einfach der zwangsläufige Gang eines anständigen Menschen.

Marseille

Auszug eines Artikels aus dem Tagesanzeiger, liegt seit einigen Wochen als Blogpost-Fragment auf Halde: Stimmungsbericht aus Marseille, kurz vor der Stichwahl, in der Macron über Le Pen triumphierte. Bemerkenswert ist die letzte Aussage des Schriftstellers Philippe Pujol über den FN.

In der sich ständig verändernden Zusammensetzung der Stadt hat sich etwas entwickelt, das Pujol einen «Der letzte macht die Tür zu»-Rassismus nennt. Algerier, die finden, dass jetzt nicht auch noch die Leute von den Komoren kommen müssen. Schwarze Christen, denen ihre muslimischen Nachbarn auf den Geist gehen. «Für manche ist es der ultimative Integrationsbeweis, FN zu wählen. Sie sind dann angekommen, wenn sie es sich leisten können, andere auszugrenzen.» Trotzdem glaubt er, dass Marine Le Pen langsam den Höhepunkt ihres Erfolges hinter sich haben könnte. «Der FN zieht Menschen an, deren einzige Gemeinsamkeit ihre Frustration und Abstiegsangst ist. Aber daraus entsteht ja kein gemeinsames Ziel. Die Partei ist voll von Menschen, die einander nicht ausstehen können.»

Hoffentlich ein universelles Merkmal aller Rechtspopulisten.

POTUS

Für dieses Titelbild wurde DER SPIEGEL harsch kritisiert. Wahrscheinlich von Leuten, die generell gut austeilen, aber weniger gut einstecken können. So wie der POTUS selbst.

Zeichnung von Edel Rodiguez

Frau Gertrude

Die Rechtspopulisten haben in letzter Zeit mächtig auftrieb. Nach Trump droht Hofer in Österreich als Bundespräsident und dann ist da auch noch Frau Le Pen in Frankreich.

Da kommt die Rentnerin Gertrude aus Österreich gerade recht. 89 Jahre alt, es könnte ihre letzte Wahl sein. Sie appelliert an die Jungen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, ihre Wahlentscheidung mit Vernunft und Augenmass zu fällen. Ihr einleuchtender Ratschlag: entscheide dich für den Kandidaten, der das Beste, das Anständige aus den Menschen herausholt und nicht das Niedrigste.

Hat Gertrude alles schon gesehen. Es waren finstere Zeiten.

Jorge Romas nicht vergessen: Die Grösse eines Landes bemisst sich nicht daran, wie es mit den Mächtigen umgeht. Die Grösse eines Landes bemisst sich daran, wie es mit den Machtlosen umgeht.

Quelle

Und dann die Bombe zum Schluss:

Gertrude ist 16 Jahre alt, als sie mit den Eltern und ihren zwei jüngeren Brüdern nach Auschwitz deportiert wird.

Ihre gesamte Familie wird umgebracht – sie überlebt als Einzige.

Le nationalisme, c’est la guerre.

In Zeiten von Trump scheint es mir angezeigt, eindringlich vor drohendem dumpfen Nationalismus zu warnen. Keiner hat dies eindringlicher getan als François Mitterand in seiner letzten Rede vor dem EU-Parlament im Jahr 1995.

Quelle

Letzter Teil seiner Ausführungen:

Je m’en suis rendu compte, lorsque j’étais prisonnier, en cours d’évasion. J’ai rencontré des Allemands et puis j’ai vécu quelques temps en Bade-Wurtemberg dans une prison, et les gens qui étaient là, les Allemands avec lesquels je parlais, je me suis aperçu qu’ils aimaient mieux la France que nous n’aimions l’Allemagne. Je dis cela sans vouloir accabler mon pays, qui n’est pas le plus nationaliste loin de là, mais pour faire comprendre que chacun a vu le monde de l’endroit où il se trouvait, et ce point de vue était généralement déformant. Il faut vaincre ses préjugés. Ce que je vous demande là est presque impossible, car il faut vaincre notre histoire et pourtant si on ne la vainc pas, il faut savoir qu’une règle s’imposera, Mesdames et Messieurs : le nationalisme, c’est la guerre ! La guerre ce n’est pas seulement le passé, cela peut être notre avenir, et c’est vous, Mesdames et Messieurs les députés, qui êtes désormais les gardiens de notre paix, de notre sécurité et de cet avenir !