Operation Autark

Ich habe in den vergangenen Wochen alle Videos dieses Blogs von den verschiedenen Plattformen abgesaugt und die Dateien ins CMS hochgeladen, um autark zu werden, quasi digitaler Prepper.

In einigen Jahrzehnten, wenn all diese Internetgiganten verschwunden sein werden (Youtube? Twitter? noch nie gehört), werden die Videos, wahrhaftige Lebens-Momentaufnahmen, noch immer einem breiten Publikum (haha) zur Verfügung stehen.

Das Magazin auf Irrwegen

Ach, was habe ich gelacht, als ich heute die Online-Ausgabe des Magazins lesen wollte, auf den ersten Artikel klickte und nach den einleitenden Worten auf diesen Hinweis stiess:

Unsere Artikel sind ab jetzt nicht mehr gratis auf der «MAGAZIN»-Webseite zugänglich. Dafür ist «DAS MAGAZIN» ab sofort auch als iPad-Version erhältlich. Die erforderliche App steht ab Samstag 2. Oktober im iTunes Store zum Download bereit. Die digitale Version des «Magazins» umfasst zusätzliche Texte, Bilder und Videoclips. Der Preis pro Ausgabe beträgt 1.10 Franken. Demnächst können Sie «DAS MAGAZIN» auch auf Ihrem iPhone lesen. Und selbstverständlich ist «DAS MAGAZIN» weiterhin in gedruckter Form als Beilage in den Samstagausgaben von «Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung», «Berner Zeitung» und «Der Bund» erhältlich. Wir bedanken uns für Ihr Interesse.

Also soll ich mir ein iPad oder iPhone kaufen und die Magazin-App installieren, um die Online-Ausgabe lesen zu können? Das kann nicht ihr ernst sein. Apple Geld geben? Warum sollte ich das tun?
Unlängst las ich einen Artikel im Technologie-Magazin Wired, der den Namen The Web is Dead. Long Live the Internet. trug und die These vertrat, dass Apps das Web besiegen werden. Das Internet wird nicht verschwinden, aber das WWW, denn wir werden nicht mehr den Browser benutzen, um Inhalte im Netz zu konsumieren, sondern Apps installieren. Der Autor sagt: Eine Technologie wird erfunden, verbreitet sich, erblüht, und dann kommt der Kapitalismus und versucht, davon Besitz zu ergreifen.

Now it’s the Web’s turn to face the pressure for profits and the walled gardens that bring them. Openness is a wonderful thing in the nonmonetary economy of peer production. But eventually our tolerance for the delirious chaos of infinite competition finds its limits. Much as we love freedom and choice, we also love things that just work, reliably and seamlessly. And if we have to pay for what we love, well, that increasingly seems OK. Have you looked at your cell phone or cable bill lately?

Dagegen gilt es anzukämpfen. Es lebe die Freiheit.
Tschüss Magazin.

Wikileaks Lebensversicherung

Die Internet-Plattform Wikileaks hat sich vor einigen Wochen ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt, als sie die sogenannten Afghanisten Kriegstagebücher veröffentlicht hat: 77’000 als geheim eingestufte Dokumente aus amerikanischen Militär-Datenbanken, die Rechenschaft über den alltäglichen Wahnsinn des Kriegs am Hindukusch ablegen, wurden dem interessierten Publikum zugänglich gemacht.
Wikileaks wurde gebaut, um Dokumente, welche von gesellschaftlicher Bedeutung sind, aber derselben vorenthalten werden, anonym zu veröffentlichen. Eine Quelle lädt die Unterlagen auf die Plattform, dort werden sie begutachtet, auf Echtheit überprüft und gegebenfalls angepasst, so dass mögliche Informanten und Unbeteiligte geschützt werden. Danach werden die Dokumente veröffentlicht.
Die Plattform wurde so entworfen, dass keine veröffentlichten Dokumente gelöscht werden können (auch von Wikileaks-Mitarbeitern nicht) und dass die Quelle nicht zurückverfolgt werden kann (auch von Wikileaks-Mitarbeitern nicht). Treibende Kraft hinter diesem Projekt ist der australische Hacker Julian Assange, der sich als Jugendlicher einen Spass daraus gemacht hat, in Computersysteme von Unternehmen und Regierungen einzudringen. Unter anderem soll er sich bei der NASA eingeklinkt und ein wenig Schabernack getrieben haben.
Neben den bereits veröffentlichten 77’000 sollen weitere 15’000 Seiten der Afghanisten Tagebücher in Kürze publiziert werden. Die US-Regierung ist darüber nicht erfreut. Sie fürchtet, dass ihre Soldaten und ihre afghanischen Informanten mit der Veröffentlichung einem erheblichen Risiko ausgesetzt werden. Deshalb hat sie den Betreibern von Wikileaks gedroht. Es wurde gemunkelt, dass die Wikileaks-Server mittels eines DDoS Angriffs in die Knie gezwungen werden sollen. Das bedeutet, dass ein sogenanntes Bot-Netz (ein Verbund tausender von Computern) dazu verwendet wird, die Server mit Anfragen zuzumüllen, bis diese unter der generierten Datenlast zusammenbrechen. Wikileaks wäre damit unerreichbar; aus dem Internet entfernt.
Die Antwort der Betreiber hat nicht lange auf sich warten lassen. Vor einigen Tagen haben sie eine 1.4 GB Datei mit dem Namen insurance.aes256 auf der Torrent-Plattform piratebay.org platziert. Diese Datei wurde unterdessen von Dutzenden von Menschen überall auf der Welt runtergeladen. Die Idee ist ziemlich clever: insurance.aes256 ist eine verschlüsselte Datei. Die Endung der Datei (aes256) gibt einen Hinweis auf das verwendete Verschlüsselungsverfahren: Advanced Encryption Standard (AES) ist ein bis heute unbesiegter symmetrischer Verschlüsselungsalgorithmus. Symmetrisch bedeutet, dass es einen einzigen Schlüssel gibt, mit dem die Datei sowohl verschlüsselt als auch entschlüsselt wird.
Was hat Wikileaks nun getan? Sie haben vermutlich alle ihre Afghanistan-Datenbanken (weit mehr als die bisherigen 92’000 Dokumente, mit teilweise hochgeheimem Inhalt) in eine Datei verpackt und diese mit AES-256 verschlüsselt. Das ist insurance.aes256. Ohne den Schlüssel ein völlig wertloser Datenhaufen, aber sollte die US-Regierung Wikileaks niederwalzen, genügt ein simpler Tweet mit dem Schlüssel, um die Bombe hochgehen zu lassen. Dann können all die Leute, die sich insurance.aes256 runtergeladen haben, das Geheimnis des Datenhaufens lüften.
Nette Idee, nicht? Das nennt man wohl einen gepflegten Konter fahren.

In der Hitze des Südens

Seit 10 Tagen weile ich mit Laure in den Sommerferien. Wie schon in den vergangenen Jahren sind wir zu Laures Oma in die Provence gefahren, sprich französische Südküste.
Die Sonne scheint, das Leben plätschert gemütlich vor sich hin, langsam bekomme ich die französische Sprache wieder besser in den Griff (insbesondere meinen alten Feind, die Zeiten: Présent, Imparfait, Futur, Conditionnel, Subjonctif) und bei den regelmässigen Apéros vor dem Abendessen fliesst der Champagner in Strömen, denn du darfst eines nicht vergessen: Laures Oma wurde in der Bretagne geboren, lebte aber lange in der Champagne, weshalb auch in der tiefsten Provence stets für reichlich Champagner gesorgt ist.
Die Temperaturen bewegen sich jenseits der von mir geforderten 25 Grad, irgendwo zwischen 30 und 40. Zum Glück gibt es Nachbar René mit seinem Swimmingpool, in den man sich von Zeit zu Zeit werfen kann, wenn die hohen Temperaturen allzu schwer auf dem Körper lasten. Oder mit dem Auto ans Meer fahren, am Morgen oder am Abend, wenn Temperaturen und Menschenmassen sich im erträglichen Rahmen halten. Aber natürlich alles Luxusprobleme, frage nicht, dessen bin ich mir vollkommen bewusst.
Auch dieses Jahr wird mir wieder vor Augen geführt, wovon ich schon oft berichtet habe: die Franzosen wissen zu leben. Man nennt das hier savoir vivre und das bedeutet: gut essen, gut trinken, nicht hetzen, locker bleiben. Man kann durchaus von paradiesischen Zuständen sprechen.
Ich werde dieser Zeit nachtrauen, wenn sie vorüber ist, das weiss ich schon jetzt. Bitterlich werde ich weinen, bitterlich. Aber jetzt ist jetzt und alles ist gut.
Mein Blog-Ferien-Ziel war es, einige Ereignisse aus der nahen Vergangenheit, die ich in den letzten Wochen versäumt habe zu besprechen, in diesen Wochen aufzuarbeiten. Mit anderen Worten: es sollte Blog-Einträge hageln, dass es nur so kracht; mit Wortwitz und alles. Obwohl ich bereits weit hinter meinen ambitiösen Vorgaben zurückliege, werde ich mir alle Mühe geben, dann und wann was ins Internet zu stellen, wenn mir was einfällt, das in die Welt geschrien werden muss.

2010: Immer heiter weiter

Nur noch wenige Stunden bis Mitternacht, dann ist ein weiteres Jahr um. Schön wars und reich an Veränderungen. Was mich an folgendes chinesisches Sprichwort erinnert: wie ein langer Fluss ist das Leben nur wunderbar, wenn es kurvenreich ist. Da ist was dran. Das Kurvenreiche erweitert den Horizont und weiter Horizont nie schlecht. Obwohl ich prinzipiell genaues Gegenteil. Lieber im alten verharren, wo es schön gemütlich ist und vertraut. Aber hilft nichts, vorne werden die Tore geschossen. Also rein in die Kurven und das Tempo mitnehmen.
Und jetzt noch in einem Moment der Klarheit:
Ich wünsche allen, die das lesen (und auch allen anderen) ein glückliches neues Jahr.
Wir sehen uns.
Cheers,
Gerry

Overseas

Wer dieser Tage in Peking weilt, sollte sich folgendes chinesisch-schweizerisch-amerikanische Kunstspektakel nicht entgehen lassen: Overseas. Monika (Thoms Freundin), ihre Schwester und eine amerikanische Mitstreiterin sind dabei federführend. Thom war zur Premiere vor Ort. Sein Urteil: Fantastisch! Er sagt, dass er im Kulturbereich nie was besseres gesehen hat und Thom hat bekanntlich schon viel gesehen hier und anderswo.
Wenn ihr also dort seid, Tickets besorgen und teilnehmen.

Ferien: Sprachkompetenz

Ich bin ständig darum bemüht, mein Fränzösisch zu verbessern. Unter anderem habe ich versucht, französisches Fernsehen zu schauen, mit meinen welschen Kollegen konsequent in ihrer Muttersprache zu sprechen und französische Bücher zu lesen. Die Erfolge blieben überschaubar, aber ich denke, dass ich mich über die Jahre hinweg verbessert habe. Mit den Büchern allerdings hat es nie so recht geklappt. Ich habe es versucht mit Comics (Gaston), Kriminalromanen (Arsène Lupin), neuer Literatur (Zazie dans le métro) und Klassikern (Georges Perec), aber zumeist scheiterte ich kläglich, weil ich in Bern in meinem Sessel sass und andere Aktivitäten attraktiver erschienen. Also habe ich die Bücher schnell wieder aus der Hand gelegt. Der Wille zur Verbesserung stellt sich immer während den Ferien in Frankreich ein, wenn ich mich nicht klar ausdrücken kann, wenn die Sätze sich nur widerspenstig zusammenfügen lassen, wenn mich die Gastgeber ansehen mit grossen Augen, die sagen: Qu’est-ce que tu veux me dire, mon pauvre petit Suisse?
Vorgestern nun habe ich in einer Buchhandlung in Draguignan endlich das perfekte Buch gefunden: Le Petit Nicolas. Für Kinder ab neun Jahren. Sensationell. Nie las ich ein französisches Buch schneller und problemloser als dieses. Ich versuchs als nächstes mit französischen Computer-Magazinen. Motivation kann auch der Neugierde entspringen. Dies gilt es auszunutzen.

Ferien: So weit, so gut

Seit zwei Wochen in den Ferien mit Laure. Die Stationen: Paris – Reims – Tübingen – La Motte. Unterdessen sind wir in La Motte (Südfrankreich) angekommen und werden noch zehn Tage hier bleiben. Konkrete Pläne haben wir keine, wir gedenken auszuspannen.
Seit zwei Tagen sind wir nun in La Motte und seit zwei Tagen regnet es. Dies ist umso erstaunlicher, da es in hier meistens nicht regnet. Was allerdings nicht unbedingt schlecht ist, dann würde es nicht regnen, könnte es sehr viel heisser sein (> 30 Grad). Lieber Regen als hohe Temperaturen, da kenne ich nichts.
Aber interssant: am Montag besuchten wir drei Länder: in Tübingen erwacht, nach Zürich gefahren, nach Nizza geflogen.
Deutschland, Schweiz, Frankreich. Das soll uns mal einer nachmachen.
Auf dem Flug nach Nizza waren sie dann alle im Flugzeug versammelt: die Alt-CEOs mit ihren aufgetakelten Weibern. Jedes Klischee wurde bedient, ich hätte kotzen können. Mein Koffer war in Nizza aus unerfindlichen Gründen demoliert: das eine Rad war abgerissen, was den Transport des Koffers doch erheblich erschwerte.
Heute spazierten wir durch das verregnete St. Raphael und unverhofft kam uns Ralph Krueger mitsamt Frau entgegen. Genau, der Schweiz Eishockey-Nationaltrainer. Ich habe darauf verzichtet, ihn anzuquatschen, warum sollte ich auch.
Wir hoffen auf besseres (aber nicht zu heisses) Wetter, damit wir mal im Meer schwimmen können. Ansonsten alles wunderbar.

Haare schneiden mit der Klinge

Eher zufällig stiess ich auf Katja, denn ich suchte einen Coiffeur in Bern. Nachdem mir drei Generationen der Subinger Coiffeur-Dynastie Querciagrossa zeit meines Lebens die Haare gestutzt hatten, entschloss ich mich schweren Herzens, an meinem derzeitigen Arbeits- und Wohnort Bern einen Haarschneider zu suchen, denn die seltenen Coiffeurtermine liessen sich schlecht mit den seltenen Aufenthalte in Subingen koordinieren. Nun, ich fragte Thomas Reufer, der über einen anständigen Haarschnitt verfügt, wo ich mich zu melden habe und er empfahl mir ohne zu zögern den Salon S.O.S. Sisters of Scissors im schönen Lorraine-Quartier. Ich sollte anrufen und nach Jane fragen. Also rief ich an und fragte nach Jane, doch Jane hatte sich unterdessen selbständig gemacht, also erklärte ich mich bereit, mir von Katja mit dem sympathischen Walliser Akzent die Haare schneiden zu lassen. Zu meiner Überraschung benutzte sie hierzu weder Schere noch elektronischen Haarschneider, sondern eine simple Rasierklinge. Quasi stufenloser Schnitt. Das Ergebnis war beeindruckend, Weltklasse Hilfsausdruck. Katja geniesst seither mein volles Vertrauen. Doch irgendwann werde ich zu Querciagrossa zurückkehren. Der alten Zeiten willen. Aber jetzt noch nicht.