Ich habe Ferdinand von Schirachs Erzählband Nachmittage fertig gelesen. Das Buch endet mit einer bezaubernden Szene: Schirach fährt nach Duisburg, um in einer Giacometti-Ausstellung Die Frau auf dem Wagen zu betrachten. Danach verlässt er das Museum und geht in den Park nebenan. Dann diese beiden Sätze:
Unter einer Ulme setze ich mich im Park auf eine Steinmauer. Und überall ist Leben, überall.
Nach Prince und Bowie haben wir nun auch Leonard Cohen verloren. 2016 war kein gutes Jahr für die Musik.
Cohen hatte viele weibliche Musen. Eine seiner grössten Inspirationsquellen war die Norwegerin Marianne Ihlen. Sie erlag vor wenigen Monaten einer Krebserkrankung. Cohen schien zu ahnen, dass er ihr bald folgen würde. Er schrieb ihr einen kurzen, bewegenden, letzten Brief (richtig, Brief auf Papier, keine Email):
Die vergangenen Monate waren eine ergiebige Zeit für die kleine Kunstsammlung in unserem bescheidenen Heim. Bevor wir vor einigen Wochen Dietmar Haller in St-Cergue entdeckten, machten wir im Spätfrühling 2015 die Bekanntschaft eines anderen Künstlers aus der Umgebung.
Ich war in Genf unterwegs, wollte mir in einem kleinen Indie-Kino den Film Spartiates anschauen. Dabei spazierte ich zufälligerweise an einem Bekleidungsgeschäft vorbei, in dem Zeichnungen ausgestellt waren: Basquiat-Stil, wild und trotzdem bedacht, mit Comic-Referenzen. Es blieb keine Zeit zum Verweilen, es galt den Filmstart nicht zu verpassen, und das Geschäft war ohnehin geschlossen. Also marschierte ich hastig zum Kino, aber ich wusste: da muss ich nochmals hin. Über Umwege wurden wir ins Atelier des Erschaffers der Zeichnungen eingeladen: Julien Babel. Grossartiger, freundlicher, bescheidener Typ. Er präsentierte eine Fülle von fantastischen Zeichnungen, aus allen Schubladen zog er sie hervor. Wir konnten uns nicht satt sehen daran, weshalb wir beinahe ein Dutzend davon mitnahmen. Einige verschenkten wir an Freunde, andere hängen in unserer Wohnung. Die Zeichnungen sind nicht so extrovertiert wie die Haller-Gemälde, sie bespielen eine leisere Bühne, aber sie sind witzig und tief wie der Murtensee.
Einige Wochen verstrichen, als mich eine Unruhe ergriff. Irgendwas fehlte. Wieder und wieder blätterte durch den den Bilderkatalog, bis ich begriff, dass eine Zeichnung fehlte, die das Gesamtbild vervollständigen würde. Ich erkundigte mich, ob sie noch vorhanden war. Das Glück war mich hold. Ich holte sie im Sommer an einem Samstag ab. Jetzt ist unsere kleine Babel-Sammlung komplett. Perfekte Welt.
Jahrelang habe ich wenig und wenn doch, dann konzeptlos Wein getrunken. Beim Wenigen will ich es belassen, aber es ist an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Sache zu bringen. Soll heissen, dass ich eine Liste der mir zusprechenden Gewächse führe. Hier ist sie (wird ständig erweitert):
Pinot Noir: generell meine Lieblingstraube, weshalb mir Wein aus der Bourgogne immer schmeckt.
Sauternes: süsser fruchtiger Dessertwein, durch Laures Vater entdeckt
Um Lemmys Leben zu feiern, wollte ich eine Flasche guten Whiskys kaufen, um auf ihn anzustossen. Nun habe ich keine Ahnung von Whisky, ein Einsteigermodell müsste es also sein, aber nicht das billige Zeug. Wenn schon, denn schon. Meine Recherche hat ergeben, dass ein Auchentoshan 12 gut passen würde (fruchtig, süss, leicht) oder wahlweise ein populärer Glenfiddich 12.
Ich wurde in einem Spirituosengeschäft vorstellig und schilderte meine Situation (ohne den Lemmy-Plan zu offenbaren). Alsdann wurde ich durch das breite Angebot geführt und am Ende wurde mir ein Glenmorangie Nectar d’Or ans Herz gelegt: leicht, fruchtig und was mich besonders überzeugt hat: in Sauternes Fässern gereift (bin bekanntlich ein Sauternes Fan). Also eine Flasche mitgenommen in nobler Verpackung und am Abend sogleich ein Gläschen getrunken. Muss sagen: nicht schlecht, der Stoff. Werde den Glenmorangie in den kommenden Monaten (wohl eher Jahren) mit dem Glenfiddich und dem Auchentoshan vergleichen, aber es ist ein guter Beginn.
Laure schickte mir diesen Link. Ein Komiker spricht über männliche und weibliche Gehirne. Sehr unterhaltsam. Ich frage mich bloss, warum sie mir den Link geschickt hat.