HSV Halten – SC Flumenthal: 2-3

Hör zu, das ist nun wieder eine Geschichte, wie sie nur die zweite Garde des HSV Halten schreiben kann. Tragödie nichts dagegen.

Heimspiel gegen den SC Flumenthal, der zwar besser klassiert ist als der HSV, aber durchaus in Reichweite liegt. Im Gegensatz zu vielen Spielen in der Vergangenheit fanden die Haltener gut in die Partie, sensationell gut sogar. Man kombinierte sicher, der Ball zirkulierte in den eigenen Reihen, verhältnismässig wenige Fehlzuspiele. Die Flumenthaler hingegen wirkten verunsichert, was sich auch in ihrer Spielanlage niederschlug: viele Ballverluste, unpräzise und zusammenhanglose Aktionen, König Zufall hielt die Zügel fest in seinen Händen.

Die schnörkellos vorgetragenen Angriffe des HSV waren denn auch früh von Erfolg gekrönt: 1-0 durch Summi, der herrlich freigespielt wurde und abgebrüht, im Stile eines Routiners, zur vielumjubelten Führung einschob. Der Angriffswirbel des HSV hielt an, die Einheimischen stürmten weiter unbeirrt nach vorne, die Gäste sichtlich überfordert. Ihre Abwehr wurde regelrecht überrannt, konnte dem Druck nicht stand halten, was HSV-Stürmer Roth dazu veranlasste, den zweiten Treffer im gegnerischen Kasten unterzubringen. Der HSV spielte stark wie lange nicht mehr, das Spiel stockte nicht, es floss scheinbar mühelos, wie ein Fluss anmutig dem Meer entgegenstrebt. Alles war erleuchtet.

Jetzt spielentscheidende Situation: Zufriedenheit in den Gesichtern der Haltener, man fühlte sich stark, überlegen, unantastbar. Man begann zu errechnen, wie viele Tore denn da bis zum Ende zusammen kommen würden und wie viele Flaschen Bier man dann trinken müsste, um den grandiosen Sieg gebührend zu feiern. Während die Haltener vor sich hin sinnierten, traten elementare Pflichten völlig in den Hintergrund, Deckungsarbeit zum Beispiel. Das Heimteam erachtete es nicht mehr als zwingend erforderlich, nahe bei den Gegenspielern zu stehen. Bisschen weniger aggressiv in den Zweikämpfen, bisschen mehr Raum spendieren, kein Problem, die können uns nichts anhaben. Und sollte dem Gegner doch glückhaft ein Treffer gelingen, könnte man jederzeit noch einige Tore draufpacken. So dachte man.

Aus dem Spiel heraus gelang den Flumenthalern tatsächlich relativ wenig, das sollte sich auch bis zum Schluss nicht ändern, aber alte Fussballweisheit: Vergiss die Standardsituationen nicht. Ein Freistoss, ein Eckball, zwei mal die Gegenspieler sträflich allein gelassen und schon hatten die Gäste ausgeglichen.

In der Pause aufmunternde Worte des Trainers, Kopf hoch, weiter spielen und die Entscheidung suchen. Doch in der zweiten Halbzeit vermochten die Haltener nicht mehr an die Darbietung der ersten 25 Minuten anzuknüpfen. Die Zuspiele wurden ungenauer, die Fehlpässe häuften sich, die Präzision in den Spielzügen fehlte nun gänzlich. Man schien das Pulver anlässlich des Startfeuerwerks verschossen zu haben. Die Kräfte liessen merklich nach und die Gäste konnten mit ihrem kampfbetonten Spiel das Geschehen ausgleichen. Die Erkenntnis setzte sich durch: wenn schon kein Sieg, dann wenigstens ein Unentschieden, besser als nichts.

Kleiner Exkurs: wenn man sich die Jugendlichen heute so anschaut, dann stellt man fest: Style ist wichtig, sehr wichtig sogar. Baseballmütze schräg aufgesetzt, iPod im Ohr, stampfender Beat, dazu Sprechgesang. Form vor Inhalt. Nun, die Haltener haben als Mannschaft auch ihren Style und der geht so: fünf Minuten vor Schluss erfreut man sich eines Remis, wunderbar, dann ein unnötiges Gegentor kassieren und mit wehenden Fahnen untergehen. So steht es geschrieben, im immer gleiche Drehbuch. Also, fünf Minuten vor Schluss ein Freistoss für die Flumenthaler, und während man noch darüber beriet, wie die Mauer zu stehen hat, schlenzte der Schütze den Ball auch schon ins Lattenkreuz. Feierabend.

Der HSV begann stark, baute stark ab und musste sich schliesslich einem keineswegs übermächtigen Gegner beugen, der seine wenigen Chancen konsequent verwertete. Und die Hoffnung, fragst du, wo ist sie abgeblieben, die Hoffnung? Die Hoffnung steckt in den ersten 25 Minuten, denn dies war das Beste, was diese Mannschaft in der laufenden Saison abgeliefert hat. Nichts anderes als ein kreativer Wirbelsturm wurde entfesselt, ein fulminanter Husarenritt, gebremst von der eigenen Arroganz und Nachlässigkeit. Der Volksmund hat nicht unrecht, wenn er sagt: Hochmut kommt vor dem Fall. Schlussgedanke zu diesem Thema und zu diesem Spiel: Hochmut wird mit Niederlagen bestraft und mit Demut geheilt.

Tore: 1:0 (Summi), 2:0 (Roth), 2:1, 2:2, 2:3