Brett Sutton

Vor einiger Zeit ein Interview mit dem legendären australischen Triathlon-Coach Brett Sutton in der Tagesanzeiger gelesen.

Er trainiert Profis und Amateursportler nach exakt denselben Prinzipien.

Welche Prinzipien sind das?

Ich will, dass sie ein Gefühl für ihren Körper kriegen, ihre Limiten kennen lernen. Doch genau das ist das Schwierige. Motivierte Sportler pushen sich immer weiter: No pain, no gain. Erst wenn man Schmerzen hat, wird man besser. Blödsinn! Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe. Ich möchte, dass meine Sportler merken, wann sie zurückschrauben müssen. Aber die Tendenz ist, dass die meisten immer mehr wollen.

Warum ist das so?

Es gibt zwei Gründe: Entweder sie sind übermotiviert und stecken sich zu hohe Ziele, weil sie sonst mit ihrem miserablen Leben nicht klarkommen. Oder, noch schlimmer, sie glauben den Gadgets.

Dann wird er gefragt, ob Amateursportler etwas von Profis lernen können, was er verneint. Um dann nachzuschieben:

Aber ich sage Ihnen gern, von wem sich Amateursportler etwas abschauen sollen.

Bitte.

Von den Läufern in Ostafrika. Ich liebe deren Mentalität, vor allem die der Kenianer. Wenn sie locker trainieren sollen, dann joggen sie gemütlich in der Gegend rum. Und wenn sie während eines Intervalltrainings oder in einem Wettkampf ans Limit gehen müssen, dann verwandeln sie sich in Krieger, die alles andere vergessen. Und was machen sie, wenn sie verletzt sind? Dann ist es Gottes Wille, und sie machen so lange Pause, bis sie wieder gesund sind. Das ist die Intuition, die die Europäer und die Amerikaner nie zulassen, weil sie das Gefühl haben, sie wüssten alles besser.

Marlen Reusser gibt auf und zwar mit Recht

Marlen Reusser hat das WM-Einzelzeitfahren in Edinburgh abgebrochen. Einfach so. Mitten im Rennen den Kopf geschüttelt, angehalten und vom Rad gestiegen.

Danach gibt sie eines der bestreflektierten SportlerInnen-Interviews, die ich jemals gehört habe. Hut ab vor dieser Frau.

Quelle

Manchmal sind die Batterien leer, und dann geht es nicht weiter. Kann auch während eines Zeitfahrens passieren. Ende der Geschichte. Wenn ich die Kommentare in einigen Online-Portalen lese, frage ich mich, wo plötzlich all diese Kleingeister herkommen. Ich kann dieses “wenn ich meinem Chef sage, dass ich keine Lust habe zu arbeiten, schmeisst er mich raus” nicht mehr hören. Interessiert doch keinen. Deshalb arbeitest du in einem Bünzli-Laden und sie ist Profi-Sportlerin (und Ärztin obendrein!).

1000

Jetzt ist es so weit: 1000 Blog-Einträge. Hier der Beweis:

Es begann am 30. Oktober 2006, und nach läppischen 5762 Tagen (laut ChatGPT) habe ich die magische 1000er Marke geknackt.

Danke an alle, die irgendwann mal reingeschaut haben.

Ich habe mir damals vorgenommen, jeden Monat mindestens einen Beitrag zu verfassen, und habe das tatsächlich durchgezogen (mit einer Ausnahme ganz zu Beginn, als meine Ambitionen noch grenzenlos waren). Natürlich auch viel Mist dabei, teilweise einfach ein Bild gepostet, damit es erledigt ist, aber nichtsdestotrotz, nie aufgegeben, immer dran geblieben. Und damit bin ich, so wurde mir über die Jahre bewusst, über eine beinahe schon universelle Regel gestolpert: regelmässig etwas tun, über eine lange Zeit, führt zu Erfolg. Erfolg im Sinne von Werk, nicht Geld oder Ruhm.

Ich mache das jetzt einfach weiter, und am Schluss wird, wer es liest, vom Anfang bis zum Ende, verstehen, wer ich war.

P.S. WordPress war rückblickend eine solide Entscheidung.

Big Thief

Vor einigen Jahren habe ich von dieser Band aus Brooklyn gehört: Big Thief. Lobpreisungen auf allen angesagten Musikkanälen, also Album auf Bandcamp gekauft: Dragon New Warm Mountain I Believe In You.

Durchgehört, aber Zugang nicht gefunden. Kein Problem, kommt häufiger vor.

Gestern eine Schawinski Doppelpunkt-Folge gehört. Zu Gast war Finn Canonica, der nunmehr geächtete Ex-TagiMagi Chefredaktor. Beim Doppelpunkt dürfen die Gäste die gespielten Songs bestimmen, und Canonica zaubert einen Kracher nach dem anderen aus dem Ärmel. Er mag ein Scheusal sein, aber Geschmack hat er. Jedenfalls, zum Schluss das Beste: Shark Smile – Big Thief. Wow.

Ich natürlich: gibts nicht, ich habe sie verkannt, nicht verstanden, unbegreiflich. Sofort Album kaufen (auf Bandcamp): Capacity. Und diesmal hat es sofort Klick gemacht. Durchgespielt die Platte, drauf und runter. Grossartig Hilfsausdruck.

Oben-ohne Jogging

Wo kommt eigentlich diese Saumode her, dass neuerdings jeder meint, bei leichtem Sonnenschein mit nacktem Oberkörper durch die Gegend joggen zu müssen?

Heute meine 16km Runde gelaufen, und da kommen mir in kurzer Folge ein Oben-Ohne Jogger mit dickem Bauch (hallo!) entgegen, wenig später überhole ich einen ebensolchen mit Fitnessstudio-Oberkörper und Laufshirt in der Hand. In der Hand! Das Shirt musste er wahrscheinlich auf halber Strecke ausziehen, weil: zu heiss oder narzistische Anwandlung. Ich vermute eher letzteres. Wenn man sich schon im Fitnessstudio schindet, darf keine Gelegenheit verpasst werden, das Ergebnis zu präsentieren. Wieso zum Teufel gehen diese Leute nicht ins Freibad, so wie früher?

Jedenfalls, das muss mir aufhören. Will niemand sehen.

Pixel 6a

Nach vielen Jahren bin mit meinem grösstenteils zerstörten Honor 9 (Display kaputt, Akku macht Probleme) bin ich seit einigen Monaten mit einem Pixel 6a unterwegs. Aus den Armen des Chinesen in die Arme des Amerikaners.

Bisheriges Fazit: Begeisterung Hilfsausdruck: nicht zu gross/schwer (Stichwort: Ziegelstein), nicht zu teuer (~300 CHF), keine Unsinn-Programme vorinstalliert, Akku hält, alles intuitiv bedienbar. Was willst du mehr?

Gerne wäre ich auf das Fairphone umgestiegen, aber viel zu gross und relativ teuer. Vielleicht beim nächsten Mal, falls sie die Nische für kleine Android-Smartphones entdecken.

rsc

Warum dieser Tweet? Weil Russ Cox ein Computer-Gigant ist und ihn gepinnt hat. Scheint ihm also wichtig zu sein. Und witzig ist er auch.

Danke für die Arbeit an Go.

Das Gervais-Prinzip

Dem Zeitgeist folgend lasse ich mal ChatGPT erklären (warum sich den Kopf zerbrechen und um Formulierungen ringen, wenn man die Vorhersage-Maschine fragen kann, nicht wahr?):

Das Gervais-Prinzip ist eine Theorie über das Organisationsverhalten und die Machtverhältnisse am Arbeitsplatz. Es wurde von Venkatesh Rao, einem Schriftsteller und Forscher, vorgeschlagen, der es erstmals in einer Reihe von Essays auf seinem Blog Ribbonfarm beschrieben hat.

Rao hat den Begriff von Ricky Gervais’ Figur in der britischen Fernsehserie “The Office” übernommen, in der Gervais einen eher ungeschickten und weitgehend inkompetenten Manager spielt. Rao verwendet die Show als Metapher, um verschiedene Klassen von Mitarbeitern innerhalb einer Organisation zu erklären.

Laut dem Gervais-Prinzip gibt es drei Arten von Mitarbeitern an jedem Arbeitsplatz:

  1. Soziopathen: Sie befinden sich an der Spitze der Organisationshierarchie und halten die wahre Macht. Sie verstehen die inhärente Sinnlosigkeit des Unternehmenslebens, nutzen sie aber zu ihrem Vorteil aus.
  2. Ahnnungslose: Sie sind das mittlere Management. Sie akzeptieren die Unternehmenskultur blind und arbeiten hart daran, innerhalb dieser voranzukommen, oft ohne zu erkennen, dass ihre Bemühungen eher den Interessen der Soziopathen als ihren eigenen dienen.
  3. Verlierer: Sie besetzen die unteren Stufen der Organisation. Im Gegensatz zu den Ahnungslosen verstehen die Verlierer die undankbare Natur ihrer Arbeit, entscheiden sich jedoch dafür, das Minimum zu tun, um ihre Beschäftigung aufrechtzuerhalten, und ziehen ihre Zufriedenheit aus dem Leben außerhalb der Arbeit.

Das Gervais-Prinzip erklärt, wie Soziopathen sowohl die Ahnungslosen als auch die Verlierer nutzen, um ihre Macht innerhalb der Organisation zu erhalten und zu verstärken. Obwohl es etwas zynisch ist, bietet das Prinzip einen faszinierenden Rahmen zum Verständnis von Machtverhältnissen in der Unternehmenswelt.

Traurige Welt. Trifft wahrscheinlich eher auf grosse Unternehmen zu. Attraktiver für Soziopathen, da es dort mehr zu dominieren gibt. Deshalb ist vor grossen Firmen Vorsicht geboten.