Körperkult

Auf dem Parkplatz vor einer Kneipe in Subingen stand heute ein Wagen mit der grossformatigen Heckenscheibenbeschriftung Patrioten (flankiert von zwei Schweizerfahnen). Darunter: Ehre – Treue – Vaterland. Bisschen Rechtsextremismus in der Provinz, dachte ich, verwirrte Jugendliche, hoffentlich nichts Ernstes, was elegant zu folgender Geschichte überleitet: Am Tag, als die Schweizer Fussballnationalmannschaft im vergangenen Sommer völlig überraschend die Niederlande mit 2:1 besiegte, bestritt auch ich ein Fussballspiel, in der untersten Liga allerdings gegen die schlechteste Mannschaft in unserer Gruppe, die sogar noch sympathischer und bemitleidenswerter ist als wir selber es sind. Der Schiedsrichter des sportlichen Wettstreits war mir wohlbekannt, der Sohn eines ehemaligen Jugend-Trainers. Nach unserem grandiosen Sieg schritt er in unsere Kabine, er kannte offenbar einige meiner Mitspieler. Sein Oberkörper nackt. In dessen Mitte prunkvoll eintätowiert: ein Keltenkreuz. Jetzt kommt es selten genug vor, dass ich solcherlei Neonazi-Körperverstümmelung bewundern darf, grotesk und abstossend, beinahe hätte ich ihm vor die Füsse gekotzt. Ich hatte gerüchteweise vernommen, dass er sich in rechtsextreme Untiefen verirrt hatte, doch war ich trotzdem leicht verwirrt, auf einem solch jungen Körper solch alten Dreck zu finden. Und ich frage mich: muss ich mir Sorgen machen um meine geliebte Provinz?