Jean-Michel Basquiat

Der vorletzte Samstag, das Jahr war noch jung, sollte ein wichtiger Tag in meinem Leben werden, denn ich wollte meinen ersten Basquiat sehen. Natürlich begleitet von Laure, für den Fall, dass ich vor dem Bild zusammenbreche. Ich weiss bis heute nicht, warum ich Basquiats Geschmiere mag, aber er ist mir noch immer der Liebste unter den Künstlern (dicht gefolgt von Picasso, Hundertwasser, Rauschenberg, Tinguely). Seine Bilder sind wild und naiv, elektrisierend, verstörend, tief, berührend irgendwie. Es ist schwer in Worten auszudrücken, aber wenn ich Geld hätte, dann würde ich mir die ganze Hütte mit Basquiats vollhängen, so viel ist sicher (wie Lars Ulrich von Metallica). Nun, wir gingen also nach München, denn die haben in der ständigen Sammlung gleich vier Basquiats zu bestaunen. Im Kunsthaus war auch eine Ausstellung dieses amerikanischen Gegenwartsbastlers mit dem schönen Namen Dan Flavin und er hat so viel Gegenwart in Anspruch genommen, dass sie meine geliebten Basquiats doch glatt ins Depot verschoben haben. Wir standen völlig entgeistert vor der Theke, Augen weit aufgerissen, Kinnlade unten, Unverständnis im Gesicht. Flavin für Basquiat, das muss man sich mal vorstellen. Reich das Land, das solche Tauschgeschäfte veranlassen kann. Das religiöse Erlebnis der Ersterblickung ist somit auf unbestimmte Zeit vertagt. Never mind.