Am Wohl der Schwachen

An dieser Stelle habe ich unlängst den Journalisten Jorge Romas zitiert, der richtig festgestellt hat, dass ich die Grösse eines Landes sich nicht daran bemisst, wie es mit den Mächtigen umgeht, sondern viel mehr daran, wie es mit den Machtlosen umgeht.

Aber interessant, das Gute liegt so nah: Ähnliches findet man auch in der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, und zwar nicht irgendwo, sondern in der Präambel. Aus aktuellem Anlass sei es an dieser Stelle nochmals wiedergegeben:

Das Schweizervolk und die Kantone,
in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung,
im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,
im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,
im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen,
gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen,
geben sich folgende Verfassung: […]

Hier nochmals für die besorgten Bürger, zum Nachdenken:

Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt […], dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen

Und noch was, jetzt wieder Durchsetzungsinitiative: diese neue Saumode, Gesetze in die Verfassung schreiben zu wollen, muss unterbunden werden. Irgendwelche willkürlichen Strafenkataloge haben in einer Verfassung nichts zu suchen. Bei der Abzockerinitiative habe ich mich selber schuldig gemacht, aber damit muss unverzüglich Schluss sein. Keine Verschandelung der Verfassung durch Amateure.

Ein letzter Gedanke zu diesem Thema (auch wenn euch die Verfassung egal ist): denkt an die Secondos, an Freunde ohne Schweizer Pass, an Bekannte und Arbeitskollegen.

Darf. Nicht. Passieren.

Bisschen viel Politik in den letzten Wochen, aber wir leben in ernsten Zeiten.