Kellermusik

Heute morgen bin ich zu früher Stunde in den Keller gestiegen und habe meinen alten MP3-Player (iAudio X5) ausgegraben, denn ich wollte Musik hören. Der Akku des X5 ist seit Jahren tot, aber, so dachte ich, als stationäre Musikanlage sollte er dank Docking Station immer noch zu betreiben sein. Für einem Moment schien es, als könne der X5 nicht mehr zum Leben erweckt werden, aber nachdem der Strom ihn einige Mintuen durchfloss, liess sich das alte Schlachtross wieder einschalten. Zäh und unverwüstlich wie sein Besitzer. Und dann geschah etwas Bemerkenswertes: vor mir entfaltete sich ein musikalischer Kosmos, den ich vor fünf Jahren verlassen hatte. Eine Reise in die Vergangenheit, frage nicht. Schnell wurde klar: ich war anders damals. Der Musikgeschmack weitaus aggressiver, roher, wilder, wütender, kompromissloser, existenzialistischer als heute.

Genau so war wahrscheinlich auch ich selber.

Aber natürlich grossartige Bands dabei: Arctic Monkeys, …And You Will Know Us by the Trail of Dead, The Von Bondies, Interpol, Johnny Lives!, Madrugada, Rise Against, The Automatic, The Bankok Five, The Hives, The Rifles, Die Gruppe Sport, Razorlight, usw.

Als ich durch die Liste scrollte und willkürlich Songs spielte, stellte ich erfreut fest, dass ich die Bands noch immer mag, aber mein Horizont hat sich in der Zwischenzeit erweitert und zwar in ruhigere Gewässer.

Es gab in den vergangenen zehn Jahren zwei Menschen, deren Musikgeschmack mich massgeblich beeinflusst haben: Dominic L. und Adi. Die beiden frage und fragte ich in unregelmässigen Abständen nach neuen Bands und Künstlern. Die oben aufgeführten Kapellen kommen tendenziell aus der Dominic-L.-Ecke.

Aber interessant: Der X5 beherbergt auch eine ganze Reihe Bands, die ich damals relativ selten gehört habe: Floatation Toy Warning, Animal Collective, Editors, Sigur Ros, The Hidden Cameras, Wolf Parade usw. Kommt alles aus der Adi-Ecke, gefällt mir heute ausgezeichnet. Ihre Zeit scheint gekommen zu sein. Endlich bin ich so weit.

Wer jetzt denkt, dass ich dem Indie-Rock-Pop-Punk gänzlich abgeschworen habe: keine Angst, ich werde mich auch weiterhin von jaulenden Stromgitarren beschallen lassen, die von Menschen gespielt werden, die mehr Bier trinken, als man sollte.