Die Roten und der grosse Plan

Hannover 96 Fan sein heisst Optimist sein. Heisst leidensfähig sein. Sich nicht unterkriegen lassen, egal wie ausweglos die Lage auch sein mag. Kopf hoch und weiter, irgendwie schaffen wir es immer.
Solcherlei Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich am Samstag Abend via Live-Ticker den Auftritt der Roten beim SV Elversberg in der 1. Runde des DFB-Pokals mitverfolgt habe. Elversberg liegt unweit von Saarbrücken an der französischen Grenze und die Mannschaft spielt in der 4. Liga. Ihre Heimspiele tragen sie im Waldstadion an der Kaiserlinde aus. In Schweizer Verhältnisse übersetzt spielte also ein Super League Club gegen eine 2. Liga Inter Truppe. Profis gegen Amateure.
Nach 120 Minuten stand es immer noch 0:0, nachdem die Roten reihenweise beste Chancen vergeben hatten. Das Elfmeterschiessen allerdings entschied Elversberg mit 5:4 für sich (Mikael Forssell hatte als einziger Schütze nicht verwandelt).
Jetzt höre ich schon wieder den Aufschrei in der Presse, die ersten Untergangsapostel melden sich zu Wort und schreien: Chancenlos! Sicherer Abstiegskandidat! Doch ich sage: Falsch! Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Ich habe lange über diese Niederlage nachgedacht und ich bin zu folgendem Schluss gekommen: kein Grund zur Beunruhigung, diese Blamage muss Teil eines grossen Plans sein, den sich Mirko Slomka ausgedacht hat, sprich man will die Konkurrenz in Sicherheit wiegen, denn die anderen denken jetzt natürlich: haha, gegen einen 4.Ligisten ausgeschieden, die putzen wir doch locker weg. Und dann werden die Roten eiskalt zuschlagen, bevor das Gelächter verstummt ist. Wie der angeschossene Löwe, der doppelt so gefährlich ist, obwohl schlechter Vergleich, denn von angeschossen kann bei den Roten überhaupt nicht die Rede sein. Eher wie das gefrässige Krokodil, das im stillen Gewässer liegt, bis eine liebliche Gazelle auftaucht und denkt: Oh, welch ruhiger Fluss, da trinke ich doch schnell einen Schluck Wasser. Aber dann natürlich das Krokodil. Und Feierabend.
Jetzt pass auf: das Krokodil, das sind die Roten. Die Gazelle, das sind alle anderen.
Das ist der grosse Plan. Wenn alle Rädchen ineinander greifen und die hochkomplexe Maschine immer gut geölt wird, dann kann nichts schief gehen.
Das Buffet wird nächsten Samstag eröffnet. Eintracht Frankfurt steht auf der Speisekarte.