FC Sion zu Tierfutter verarbeitet

Gestern einen kurzen Abstecher nach Zürich unternommen. Der FC Sion spielte wie alle Jahre gegen den FCZ und der Eintritt inklusive Bratwurst und Bier war das Geschenk meiner WG zum unlängst verfeierten Geburtstag. Am späten Nachmittag mit dem Zug nach Züri gefahren und welch freudige Überraschung: das Globus-Provisorium steht immer noch da. Die Sitze vom 3er Tram waren frisch bezogen, vom Cobra-Tram weit und breit keine Spur, aber ich will nicht Salz in alte Wunden streuen. Beinahe drei Jahre ist es her, seit ich täglich auf diesen Schienen durch die Stadt kutschiert wurde. Die Erinnerungen verblassen langsam und ich kann mich des Vorhers nicht mehr erinnern. Beispiel Sihlufer: Überquert man die Sihl auf Höhe Löwenplatz Richtung Stauffacher, dann wurden in Fahrtrichtung links beschauliche Mittagspausensitzstufen ins Ufer geschlagen. Was war da vorher, ein Gebäude? Ich habe mir den Kopf zermardert, doch es wollte mir nicht mehr eingefallen. Ab Stauffacher verlassen wir die wohlbekannte Route Richtung Triemli und ich tauche ein in ein mir fremdes Gebiet. Raus aus dem Tram am Albisriederplatz und hurtig zum Stadium marschiert, wo mich auch schon die Jungs johlend empfangen. 15min bis zum Spiel, also rein da, kurz geguckt, hübsches Stadion, in anbetracht der Züricher Fangemeinschaft eine angemessene Grösse (25000 Plätze), überraschend flach gebaut, elegante Architektur mit viel Holz im Rund, gefällt mir gut. Nur leider: Tartanbahn, kein reines Fussballstadion also, weniger schön, der unmittelbare Kontakt zum Spielfeld fehlt. Die Geschichte der sportlichen Auseinandersetzung ist schnell erzählt: unmittelbar nach Anpfiff mit Strub kurz raus, um Kaffee mit Schuss und Bratwurst zu beschaffen. Von Gertränkebude zu Getränkebude gewandert, doch kein Kaffee mit Schuss mehr da (soll mir auch recht sein). Dabei die ersten beiden Tore glatt verpasst (1:1). Fluchend zurück auf unseren Plätzen, wo uns bereits die Dortgebliebenen mit süffisantem Grinsen empfangen. Bedrückende Langeweile bis zur Pause. Strub und ich beginnen uns mit dem Gedanken abzufinden, dass wir die einzigen beiden Tore des Abends verpasst haben. Zweite Halbzeit dann doch noch drei Treffer, allerdings alle auf der falschen Seite. 1x Alphonse und 2x Raffael; Chikhaoui spielt überragend, umkurvt die Abwehrspieler ein ums andere mal, Sion bleibt (man muss es zugeben) chancenlos. Nach dem Spiel weiter in eine FCZ-Untergrundbar, die Stimmung ist locker und entspannt, man begisst den Sieg, die aktuelle Tabelle plus Torschützenliste plus Karten-Statistik wurde mit Kreide an die Bartafel gekritzelt. Unerwartet taucht auch noch WK-Korporal Alder auf, der, wie sich im Verlaufe des Gesprächs herausstellt, seit 25 Jahren (!) mitunter fanatischer Anhänger des FCZ ist (und demzufolge auch die schlechten Zeiten kennt). Wie mir glaubhaft versichert wurde, war auch der Züricher Rapper Tinguely da Chnächt zugegen, dessen Werk ich zwar nicht kenne, der dem FCZ aber freundschaftlich verbunden sein soll. Ein runder Abend ohne Zweifel, so rund wie der Ball, der viel zu selten im FCZ-Tor einschlug. Ich werde mich auch in Zukunft bisweilen im neuen Letzi wiederfinden und mitschreien und mitlachen und Getränke verschütten und Tore verpassen und leise mitsingen, wenn von Meistertiteln geträumt wird.