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laurebuch

Ein wenig habe auch ich daran gearbeitet, trotzdem ist es ein überaus gelungenes Werk geworden, quasi historische Pflichtlektüre.
Worum gehts?

Die Helvetik (1798-1803) markierte einen fundamentalen Bruch in der Schweizer Geschichte. Unter dem bestimmenden Einfluss des revolutionären Frankreich wurde das alte, äußerst föderal strukturierte Corpus Helveticum zu einem Zentralstaat französischen Musters umgestaltet. Im Name des Laizismus wurden die Kirchen in der jungen Republik dem Staat unterstellt, was zu heftigen Widerständen in der Bevölkerung dieses stark konfessionell geprägten Territoriums führte, die von der Grande Nation blutig niedergeschlagen wurden. Gleichzeitig wurde die Schweiz in das napoleonische Kriegssystem eingebunden und geriet damit zwischen die Fronten der Koalitionskriege, in denen sich Frankreich den Mächten der Restauration entgegenstemmte. In dieser Umbruchsphase untersucht die im SFB 437 „Kriegserfahrungen. Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit“ entstandene Studie die Frage nach den mentalen Entwicklungen der Akteure. Vergleichend werden die Wahrnehmung und Deutung von Krieg und Nation aus der Perspektive der reformierten Pfarrer in der französischsprachigen Waadt und im deutschsprachigen Zürich untersucht. Es konnte eine Persistenz der konfessionellen Deutungskulturen in der Umbruchzeit der Helvetik festgestellt werden.

Insbesondere es all jenen, die an die universelle Überlegenheit Zürichs glauben, das Kapitel über den Geistlichen Georg Gessners ans Herz gelegt.
Also los, ab in den Bücherladen oder sofort bestellen im Internet. Ich kann euch eine persönliche Widmung der Autorin beschaffen. Wenn das mal kein Argument ist.

Die Dattel

Lange Jahre habe ich sie verschmäht, die Dattel, zu meiner Schande muss ich gestehen: mein gesamtes bisheriges Leben lang. Seit einigen Wochen nun kann ich nicht mehr von ihr lassen. Ich habe Datteln gegessen aus aller Herren Länder: Tunesien, Israel, USA. Die Datteln aus Tunesien haben mir am besten geschmeckt. Wie der erste Schluck Wasser nach einem langen Marsch durch die Wüste. So muss man sich das vorstellen.

Die Seele des Kochs

Vor einigen Wochen sind wir zum IKEA in Walldorf gefahren, vorbei am neuen Stadion in Hoffenheim (dazu nächste Woche mehr, wenn Hannover 96 dort einfällt und der grosse Jiri Stajner den Rheinländern seine Aufwartung macht), unweit der Headquarters des gewaltigen Software-Konzerns SAP gelegen. Wir wollten einen Schrank kaufen, doch da die Schränke zu gross für unser kleines Fahrzeug waren, verlegten wir uns darauf, kleine Gegenstände einzusammeln, unter anderem ein Messer des Designers Mårten Cyrén. Am selben Wochenende noch las ich einen Artikel von Max Küng, der von einem Messer des legendären japanischen Meisterschmieds Keiji Kobayashi berichtete, einem erstklassigen Gefährten jedes ambitionierten Kochs, nur leider nicht ganz ungefährlich in den Händen eines Anfängers, denn ein Kobayashi durchdringt nicht nur mühelos einen Fenchelknollen, sondern auch (ebenso mühelos) menschliche Gliedmassen. Die erstklassigen japanischen Messer sind handgeschmiedet, ein Laminat aus hartem und weichem Stahl (denn der harte Stahl allein wäre zu brüchig, die Mischung machst). Sie bleiben unglaublich lange unglaublich scharf.
Nun, das IKEA-Messer ist nicht handgeschmiedet, doch ist es immerhin besser als jedes andere Schneidwerkzeug, mit dem ich jemals gearbeitet habe. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung respektabler Hobbykoch.

Vom Sozialist zum Kapitalist

Wer mit zwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz – wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen Verstand.
— Winston Churchill

Tja, langsam spüre ich die Kräfte, die Churchill beschrieben hat. Wir brauchen einen humanitären, ausgleichenden, kreativen Kapitalismus. Lächerlich, ein Widerspruch in sich selbst, schreit ihr? Noch, sage ich, noch ist es ein Widerspruch, aber alles ist wandelbar, sogar dieses System. Ich kenne viele junge intelligente Leute, die soziale Gerechtigkeit fordern, aber gleichzeitig der Überzeugung sind, dass harte Arbeit sich auch finanziell auszahlen muss. Leistung muss sich lohnen, aber die haarsträubenden kapitalistischen Auswüchse müssen eliminiert werden. An den Pranger mit diesen Idioten. Vielleicht hilft uns die Krise, auszumisten und neu zu ordnen. Vielleicht wird mehr Weitsicht einkehren, vielleicht werden die Entscheidungsträger demütiger. Demut – das ist ein wichtiges Wort. Da könnten sich viele ein Stück von abschneiden.

Achten statt Ächten

Achten statt Ächten

Zwei Mädchen, die sich trotz vieler Absagen weiter auf einen Ausbildungsplatz bewerben. Mit diesen Motiven macht die Caritas 2008 aufmerksam auf die Situation von benachteiligten Jugendlichen.
Gesehen an einer Holzwand vor dem Dom in Speyer. Finde ich grossartig.

Gestochen scharf

Die wenigsten haben es bemerkt: eine neue Brille schmückt mein Haupt. Von der alten kaum zu unterscheiden, daher auch die ausbleibenden Reaktionen. Als ich das Geschäft verliess, wurde mir kurz schwindlig angesichts der wieder gewonnenen Sehkraft.
Ich bin vor Jahren mal bei Visilab reingeschlendert, weil ich eine neue Brille brauchte (Baba hat mich damals dankenswerterweise begleitet und beraten) und ehe ich mich versah, schon hatten sie mir eine Designer-Brille verkauft. Obwohl ich Designer-Zeug nicht mag. Wäre mir früher nie passiert. Aber du darfst nicht vergessen: Das Teure ist nicht das Gestell, sondern die Gläser. Die Kosten für das Gestell (Designer hin oder her) gehen im Rauschen der Gläserpreise unter.
Die Brille war grossartig, ein treuer Begleiter während vieler Jahre, allerdings zeigte sie in letzter Zeit erhebliche Verschleisserscheinungen. Eine Nachfolgerin musste gefunden werden. Also wieder rein ins Visilab (diesmal stand mir Laure zur Seite, merci bien). Nach kurzer Zeit war klar: ein Modell der Manufaktur Bluebay schien am besten geeignet.
Jetzt noch interessante Beobachtung am Rande: Das Visilab-Personal trägt die Termine in einen Google-Kalender ein. Da muss ich natürlich sagen: sehr gute Idee, würde ich genauso machen. Ab in die Cloud damit und hoffen, dass die Google-Server immer schön oben bleiben und das Internet auch sonst nicht rumzickt.

Ich und mein Läuferknie

Es begann irgendwann im Dezember. Ich ging Joggen im Walde und gegen Ende des Ausflugs nahm ich einen diffusen Schmerz in meinem rechten Bein wahr. Dem schenkte ich zunächst keine Bedeutung, bis ich eine Woche später bei einem ähnlichen Ausflug eines starken Schmerzes im rechten Knie gewahr wurde, der sich förmlich die Oberschenkelmuskulatur hochfrass. Nachdem ich drei Tage nicht richtig gehen konnte, wartete ich zwei Wochen ab, um bei einem erneuten Versuch dieselben Schmerzen zu empfinden. Ich habe die Situation Thom geschildert. Er meinte nur: kenne ich, klarer Fall, ein Läuferknie. Freundschaftliche Einschätzung schön und gut, aber ich sehnte mich nach fachmännischer Hilfe, und so tat ich, was ich immer tue in solchen Situationen: auf zum City Notfall. Der zuständige Arzt fertigte Röntgenaufnahmen an, wirkte ein wenig ratlos, erzählte was von Aussenband und Reizung und Meniskus und MRI, vielleicht. Jedenfalls kein Läuferknie. Die Alarmglocken in meinem Kopf begannen schrill zu scheppern. Meniskus. Natürlich ganz schlecht, also in der Angst zwei Wochen lang Salbe eingestrichen und gehofft, dass sich der Schmerz für immer verflüchtigen möge. Tat er aber nicht. Also nochmals zum City Notfall, anderer Arzt, der mir sagt: Läuferknie. Zwei Ärzte, zwei Meinungen, sage ich, was nun. Er empfiehlt mir einen Sportmediziner, Dr. German Clénin, Sportmedizinisches Zentrum Bern-Ittigen, da wurden schon Olympiasieger behandelt und ein Bild von Roger Federer hängt im Eingangsbereich der Praxis. So was schafft Vertrauen. Dr. Clénin fackelt nicht lange und legt sich fest: Läuferknie, bedingt durch verkürzte Muskulatur und ungenügendes Stretching. Hilft nichts, jetzt muss die Physiotherapie-Maschinerie angeschmissen werden. In nicht allzu ferner Zukunft wird der Bewegungsapparat wieder in Ordnung sein, und dann steht dem GP von Bern nichts mehr im Wege. Allerdings werde ich kleinere Brötchen backen müssen. Mit einer ähnlichen Leistungsexplosion wie letztes Jahr ist nicht zu rechnen. Als Erfolg wäre schon zu werten, wenn ich schmerzfrei ins Ziel einlaufe. Sélavy.

Ferien im November: Reims

Quincy Jones hat in einem Interview mal gesagt:

Iss in jedem Land, das du besuchst, das Essen der Einheimischen. Höre ihre Musik. Und lerne dreissig Wörter ihrer Sprache.

Anlässlich unseres Urlaubs bei Laures Eltern in Reims (gelegen in der wunderschönen Region Champagne-Ardenne) habe ich den ersten Punkt beherzigt und hemmungslos dem französischen Essen gefrönt: Schnecken, Frösche, Langusten, Meeresschnecken, raffinierte Fleischgerichte, unzählige Käsesorten; alles was die Französische Küche hergibt, habe ich mir einverleibt wie der grosse Ubu Roi. Dazu wurde uns stets vorzüglicher Rotwein gereicht, nicht zu vergessen den Champagner der Manufaktur M. Hostomme. Herrlich, was willst du mehr, wir haben das kulinarische Paradies gesehen in dieser Woche. Obwohl man sagen muss: Laure war wenig begeistert von alledem, sie verweigerte sich all den Spezialitäten, sprach gar von Barbarei, aber ich musste sagen: à la bonne heure, dem kann ich nicht zustimmen.
Wir haben nicht viel getan in dieser Woche: schlafen, essen, ein wenig spazieren gehen, lesen, kurzer Ausflug nach Paris, Louvre und Neffen besuchen.
Nach zwei Tagen haben wir den Zustand völliger Entspannung erreicht. Und ein weiteres Mal wurde klar: Sarkozy hin oder her, die Franzosen wissen zu leben.

p.s. Seit dem gestrigen Tag bin ich stolzer Besitzer eines kleinen aber feinen Büchleins mit französischen Gerichten. Ich sage nur: rôti de porc aux abricots ahoi!

Beppo der Strassenkehrer

“Siehst du, Momo”, sagte er dann zum Beispiel, “es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Strasse vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.”

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
“Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz ausser Puste und kann nicht mehr. Und die Strasse liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.”

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
“Man darf nie an die ganze Strasse auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.”
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
“Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.”

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort:
“Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Strasse gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht ausser Puste.”
Er nickte vor sich hin und sagte abschließend:
“Das ist wichtig.”

Aus dem Buch “Momo” von Michael Ende