Logitech z200

Neil Young hasst mp3. Deshalb hat er das Pono-Projekt gestartet: ein Player für unkomprimierte digitale Musik. Jetzt sagt aber Prof. Karlheinz Brandenburg, Miterfinder des mp3 Formats, dass Neil Young keine Ahnung hat, denn bei einer Bitrate von >= 256kbit ist es auch für trainierte Ohren kaum möglich, einen Unterschied zu unkomprimierter Musik zu hören. Und Brandenburg weiter: ein messbarer Unterschied machen nicht die Formate, sondern die Kopfhörer und Lautsprecher aus.

Da ging mir ein Licht auf. Deshalb raus aus der Wohnung und rein in den Interdiscount, für weniger als 40 Fränkli den Logitec z200 gekauft: Lautsprecher für den Schreibtisch. Was soll ich sagen: ein Traum für ungeübte Ohren wie die meinen. Da klingt die japansiche Post-Rock Band Mono in 256kbit mp3 wie das reinste Orchester im Konzertsaal.

 

Mono

In einer Musikbesprechung des Spiegels, in der die japanische Band Mono und ihre Alben The Last Dawn und Rays of Darkness über den grünen Klee gelobt werden, taucht folgendes bemerkenswerte Ingeborg Bachmann Zitat auf:

Aber in der Nacht und allein entstehen die erratischen Monologe, die bleiben, denn der Mensch ist ein dunkles Wesen, er ist nur Herr über sich in der Finsternis und am Tag kehrt er zurück in die Sklaverei.

Ein Satz wie ein Faustschlag. Eines dieser Alben muss her (Genre: Post Rock).

alt-J

Eines Nachts, als ich rastlos durch das Internet streifte, stiess ich zunächst auf die Band alt-J und dann auf dieses Musikvideo:

Quelle

Vorsicht, ist nicht ganz ohne. Aber bemerkenswert. Er scheint glücklich zu sein am Ende, bevor er in Flammen aufgeht.

Starker Song, starkes Video.

Jetzt kann man sich natürlich fragen: was soll das? Hier ein YouTube-Erklärungsversuch von joshfcum:

Well from the meaning of the song this is my interpretation. Hunger of the pine is about that yearning you have for someone you love who doesn’t love you back. Each arrow represents being let down, or shot down if you will in your advances by this person. But that yearning and desire doesn’t leave, doesn’t dissipate and so you carry on, even though you’re hurting. You carry on even though you keep getting hurt and shot down until finally you can’t go anymore. At this point you make you’re final plea, and in doing that you set yourself up to be destroyed and the likelihood of it working is like the likelihood of missing all of those flaming arrows.

OK Go

Ab und zu schickt mir meine Schwester Tina Links zu YouTube Videos. Meistens handelt es sich Aufnahmen unbekannter Bands oder Musik- bzw. Politik-Botschaften von U2-Bono (der alten Zeiten willen). Immer ganz unterhaltsam.

Und dann das hier.

Dazu möchte ich nur folgendes sagen: Hut ab. Hat bestimmt lange gedauert, um das aufzubauen.

Quelle

Lucky Man

Ich höre mich momentan durch das britische Musikschaffen der 90er. Es ist bekannt und ich habe es hier schon mehrfach erwähnt, dass ich ein grosser Fan britischer Bands bin. Begonnen habe ich letzte Woche mit den ersten beiden Oasis-Alben Definitely Maybe und (What’s the Story) Morning Glory. Grossartige Werke, Meilensteine der Musikgeschichte, als die Gallagher-Brüder noch jung, wild und hungrig waren. Unterdessen bin ich bei The Verve angelangt, genauer gesagt bei ihrem legendären Album Urban Hymns. Jeder kennt den Song Bitter Sweet Symphony. Es ist aber ein anderes Lied, das meinen Kopf nicht mehr verlässt: Lucky Man. Und innerhalb dieses Songs ist es diese Zeile:

But I’m a lucky man
With fire in my hands

Zugegebenermassen schwer erklärbar. Aber das hat was. Und noch mehr hat es, wenn Richard Ashcroft es singt (Zeitpunkt: 1:42).

Quelle

Ich wusste, dass du es verstehen würdest.

Das Gurtenfestival, Ausgabe 2011

Ich und das Gurtenfestival, das ist so eine Sache. Ich bin jedes Jahr dort, aber selten begeistert. Manchmal ist es das Wetter, manchmal sind es die Bands, manchmal ist es beides. Ich bin sowieso nicht so der Festival-Typ, war es nicht, und heute bin ich ohnehin zu alt für den Trubel. Es gibt Leute, die sagen, man sei so alt wie man sich fühlt. Auf dem Gurten fühle ich mich immer sehr alt.

Zu den Fakten.

Am letzten Festivaltag (Sonntag) habe ich dem Gurten meine Aufwartung gemacht, um Bands zu sehen wie The National, Beady Eye, Arctic Monkeys (die Indie-Schiene; in Musiksachen bin ich sehr berechenbar wie auch in einigen anderen Dingen). Einen langen Weg habe ich auf mich genommen, mehrere Stunden und Hunderte von Kilometern sass ich im Zug, von Rheinland-Pfalz bis nach Bern. Am Tag zuvor hatte ich in dem, was sie Internet nennen, Bilder des Gurtenfestivals gesehen: Sonnenschein, lachende glückliche Menschen, allgemeine Zufriedenheit mit sich und der Welt. Diese Bilder hatte ich im Kopf, als ich in Bern eintraf. Schnell wurde klar: das mit dem Sonnenschein wird nichts. Wolken, drohender Regen. Aber immerhin, es blieben die Lebensfreude und die Bands.

Dann gings los: sämtliche Schliessfächer waren belegt, weshalb ich meinen Krempel bei Keymile unterstellen musste. Ein beachtlicher Umweg. Dieses Manöver kostete mich The National. Hätte ich gern gesehen, ein Geheimtipp, aber egal, mit Verlusten muss man rechnen, weiter gehts. Bei der Gurtenbahn angekommen, regnete es unaufhörlich und die Menschenschlange war 45min lang. Also entschied ich mich für einen kleinen Sonntagsspaziergang und nahm den Fussweg. Oben angekommen war ich durchschwitzt, es war kühl und regnete noch immer. Da wusste ich: bei diesen Witterungsverhältnissen würden meine Kleider nicht wieder trocknen. Egal, an den Milch-macht-munter-Stand, Ovo trinken gehen, dann 1. Konzert: Angus and Julia Stone, eine Familienkapelle, der Vater machte Fotos. Ganz gut, Folksongs, Julia spielt folgende Instrumente: Klavier, Gitarre, Mundharmonika, Trompete und dazu eine Stimme, mein lieber Mann. Ihr Bruder spielt ebenfalls viele Instrumente, auch dies sehr beeindruckend.

Danach gehts weiter auf der Hauptbühne mit Beady Eye, der neuen Band von Liam Gallagher. Wie soll ich es formulieren? Es wurde schnell klar, wer das musikalische Genie in der Familie ist, nämlich Noel und nicht Liam. Schade, dass nicht ersterer, sondern letzterer sich genötigt sah, eine neue Band zu gründen. Die Jungs von Beady Eye haben sie bemüht, ganz ohne Zweifel, aber den Oasis-Zauber vermochten sie nicht heraufzubeschwören. Nicht annähernd. Immerhin war Liam nicht so mürrisch wie beim Oasis-Auftritt vor einigen Jahren.

Es folgte ein Künstler auf der Zeltbühne, dessen Name mir leider entfallen ist, was Souliges, nicht so mein Ding.

Um 19:30 der vermeintliche Höhepunkt auf der Hauptbühne: Arctic Monkeys, deren Erstlingswerk den schönen Namen Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not trägt und mich noch heute entzückt. Ihren weiteren musikalischen Werdegang habe ich nicht verfolgt, und das möglicherweise mit gutem Grund, denn was sie an neuem Songmaterial auf dem Gurten präsentierten, vermochte mich nicht zu überzeugen. Aber das war gar nicht das Problem, sondern die Technik. Zunächst signalisierte der Bassist ein Problem, kurzes Gebastel, weiter. Dann machte ein Lautsprecher hinten rechts Probleme. Hektik, Diskussionen, Techniker nesteln an Geräten rum, die Band verlässt die Bühne, irgendwas muss repariert werden. Ich nehme diese kreative Pause zum Anlass, nach Hause zu gehen. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne schien, als ich den Gurten verliess. Die Festivalbesucher waren glücklich und zufrieden, mit sich und der Welt.