Gelesen: Arbeit und Struktur

Bereits darüber geschrieben, einige Monate lag es auf meinem Bücherstapel, jetzt habe ich es gelesen. Als Wolfgang Herrndorf von seinem Glioblastom (Hirntumor) erfuhr, stürzte er sich in die Arbeit und vollendete zwei Romane (Tschick, Sand), an denen er zuvor jahrelang gewerkelt hatte, ohne zu einem Ende zu gelangen, weil er teilweise monatelang nach der richtigen Formulierung einzelner Sätze suchte. Jetzt musste er schneller schreiben, schneller entscheiden. Wenn die Endlichkeit an die Tür klopft, sind Menschen zu grossen Taten fähig.

Die letzten drei Jahre seines Lebens und damit die Entstehung von Tschick und Sand, hat er in einem Blog beschrieben, der nun als Buch veröffentlicht wurde: Arbeit und Struktur.

Im Nachwort, das Herrndorf nicht mehr selber schreiben konnte, wird auf Wunsch des Autors genau erläutert, wie er sich umgebracht hat, denn

Das hat mich so viele Wochen so ungeheuer beunruhigt, keine exakten Informationen zu haben.

Ende des Nachworts:

Herrndorfs Persönlichkeit hatte sich durch die Krankheit nicht verändert, aber seine Koordination und räumliche Orientierung waren gegen Ende beeinträchtigt. Es dürfte einer der letzten Tage gewesen sein, an denen er noch zu der Tat imstande war.

Herrndorf hat sich wiederholt über die Esoteriker, Heilpraktiker und Ärzte lustig gemacht, die mit teilweise absurden Behandlungsmethoden oder Diäten an ihn herangetreten sind. Er hatte einen anderen Plan.

Ich schlafe mit der Waffe in der Faust, ein sicherer Halt, als habe jemand einen Griff an die Realität geschraubt.