Ein ganzes Leben

Ein ganzes Leben ist die Geschichte des Andreas Egger, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als junger Knabe in ein österreichisches Tal kommt, in dem er sein gesamtes Leben verbringen wird. Er ist der Knecht eines Bauern, der ihn halb tot schlägt. Er beisst sich durch. Als die Elektrizität und mit ihr der Tourismus ins Tal strömen, ist er am Bau der ersten Bergbahnen beteiligt. Er übernimmt die gefährlichen Arbeiten am Berg, wo sie reihenweise in den Tod stürzen.

Nur einmal verlässt er das Tal, als er in den Krieg zieht. Natürlich verschlägt es ihn an der Ostfront, natürlich nach Stalingrad. Er gerät in Kriegsgefangenschaft und überlebt.

Die Liebe seines Lebens heisst Marie.

Schliesslich wird er Bergführer und hat ein hartes, unaufgeregtes, einfaches, entbehrungsreiches Leben geführt, das nicht viele ertragen hätten. Am Ende blickt er zurück:

Soweit er wusste, hatte er keine nennenswerte Schuld auf sich geladen, und er war den Verlockungen der Welt, der Sauferei, der Hurerei und der Völlerei, nie verfallen. Er hatte ein Haus gebaut, hatte in unzähligen Betten, in Ställen, auf Laderampen und ein paar Nächte sogar in einer russischen Holzkiste geschlafen. Er hatte geliebt. Und er hatte eine Ahnung davon bekommen, wohin die Liebe führen konnte. Er hatte gesehen, wie ein paar Männer auf dem Mond herumspazierten. Er war nie in die Verlegenheit gekommen, an Gott zu glauben, und der Tod machte ihm keine Angst. Er konnte sich nicht erinnern, wo er hergekommen war, und letztendlich wusste er nicht, wohin er gehen würde. Doch auf die Zeit dazwischen, auf sein Leben, konnte er ohne Bedauern zurückblicken, mit einem abgerissenen Lachen und einem einzigen, grossen Staunen.

Ein leises, ein bewegendes Buch. Sehr empfehlenswert.