Bruno der Kreolen-König

Seit 2003 bin ich bekennender Tagi-Magi Leser (das Magazin des Tagesanzeigers, www.dasmagazin.ch), seit mir eine Ausgabe in Familie Schneiders Ferienwohnung in die Hände fiel mit einem Bericht über Jaron Lanier. Es war die Zeit, als die Welt eine andere war, als ich in Zürich studierte und als Doris Knecht noch ihre fantastischen Kolumne schrieb.
Meine Hingabe zum Tagi-Magi vertiefte sich einige Wochen später mit einem Artikel von Guido Mingels über die Landdisco im Mittelland, Gefeierte Nächte, als er fünf Solothurner Jugendliche auf ihrem Streifzug durch die Wasserämter Tanzveranstaltungen begleitete. Sensationelle Reportage. Immer wieder gern gelesen. Zum Ende hin gibts eine Literatur-Nobelpreis würdige Passage. Ausgangslage: Disco in der Mehrzweckhalle Deitingen, DJ Antoine war da und andere anerkannte Grössen ihres Fachs, doch irgendwie vermochten sie die Dorfbevölkerung nicht zu begeistern.

Dann, noch später, geht DJ Stiffy an die Plattenteller, der eigentlich Stefan Seiler heisst und Mitglied ist vom OK und vom Unihockey-Club Deitingen. Jetzt ist Schluss mit dem House-Quatsch. Jetzt kommt, für die letzte Stunde, richtige Musik für richtige Menschen. Er legt “Highway to hell” auf von AC/DC. Damit holt er sie alle, jung, alt, Houser, Trancer, Bauern, Rastas, Punks, Alt-Rocker, alle. Es muss nur das heisere Grollen von Bon Scotts Stimme durch die Halle wehen, das stellt den Menschen die Haare auf den Armen zu Bergen. Dann stampfen sie. Dann tanzen sie. Dann geraten sie in diese fröhliche Wut und schreien einander den Refrain zu, WE’RE ON A HIGHWAY TO HELL. Man muss nicht meinen, sagt DJ Stiffy, dass in jedem Jahr ein gutes Lied geschrieben wird auf Erden. Es gab “Highway to hell”. Es gab “The final countdown” von Europe. Es gab “Major Tom” von Peter Schilling, Neue Deutsche Welle. Seither ist eigentlich nicht mehr viel dazugekommen.

So war das damals im Wasseramt.
Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn ich bei meinen Eltern zu Hause am Küchentisch sitze und Radio 32 spielt eines der drei besagten Musikstücke (was oft genug geschieht).
Aber darum soll es jetzt gar nicht gehen. Sondern um eine andere Reportage im Tagi-Magi, letzte Woche erschienen, köstlich.

Bruno der Kreolen-König

Von einem, der auszog, um die Welt ein wenig besser zu machen. Von einem, der das Herz am rechten Fleck hat. Auch wenn seine Methoden ein wenig unorthodox sind.