Ciao Jürgen

Eigentlich sollte dieser Eintrag einem freudigen Ereignis gewidmet sein: Hannover 96 hat den Ligaerhalt mit einem 3:0 Auswärtserfolg in Bochum gesichert. Die gesamte Rückrunde immer nahe am Abgrund, aber dann, wo du schon gedacht hast, das wird nichts mehr, war es plötzlich da: das rote Ballett. Man sagt: in der grössten Not zeigt sich der wahre Charakter einer Mannschaft. Im Falle von Hannover 96 bedeutet das: 2 Spiele, 6 Punkte, 9:1 Tore.
Heute nun erreichte mich folgende SMS von Holger:

Nein…! Jürgen velässt 96. Was sollen wir denn noch verkraften dieses jahr.

Im Klartext: Jiri Stajner (zu deutsch: Jürgen Steiner) wird Hannover 96 verlassen. Auf seinen eigenen Wunsch hin wird der Vertrag aufgelöst, der noch bis 2011 laufen sollte. Jürgen lässt seine grossartige Karriere beim tschechischen Erstligisten Slovan Liberec ausklingen. Das ist natürlich ein grosser Schock für uns alle, denn unsere grobe Planung für die nächsten beiden Jahre (2011: Deutscher Meister und Pokalsieger, 2012: Champions League Sieger) könnte damit über den Haufen geworfen werden. Eines ist sicher: mit Jürgen verlieren wir ein überaus wertvolles und belebendes (und bei den Fans ein wenig polarisierendes) Element dieser Mannschaft. Wobei ich die Anhänger der Roten nie verstanden habe, die harsche Kritik an Jürgens Spielweise geübt haben, sobald mal ein Hackentrick misslang (meistens wurde er ohnehin gefault, denn niemand konnte ihn mit fairen Mitteln stoppen). Es ist nun mal so: wer sich so nahe am Grat zwischen Genie und Wahnsinn bewegt, der muss leider damit rechnen, dass es Leute gibt, die das Genie hinter dem Wahnsinn nicht entdecken.
Jürgen stand acht Jahre für die Roten im Einsatz und erzielte in 229 Ligaspielen 42 Tore. Unvergessen sein Treffer zum 2:2 in der Nachspielzeit gegen Borussia Mönchengladbach im Mai 2003, der den Roten den Klassenerhalt sicherte.
Einen wie ihn wird es keinen mehr geben. Und doch muss es weiter gehen, immer weiter.
Wir werden dich und deine Hackentricks vermissen.
Danke Jiri.