HSV Halten – FC Bettlach: 3-4

Der FC Bettlach ist eine der unterdessen wenigen Mannschaften, die einen Platz knapp hinter dem HSV eingenommen haben. Also wieder mal berechtigte Hoffnung, den seltenen Genuss eines Sieges auszukosten. Die Startphase allerdings war wenig verheissungsvoll. Weitestgehend unkonzentriert und passiv überliessen die Haltener das Spieldiktat bereitwillig den Gästen. Diese, mit einem flinken und technisch beschlagenen Stürmer ausgestattet, verwandelten ihre Überlegenheit in den ersten 20 Minuten in eine 0:2 Führung. Danach schreckte der HSV wie aus einem bösen Traum auf, nahm die Zweikämpfe an, versuchte verzweifelt, über den Kampf ins Spiel zu finden. Nach und nach rissen die Haltener die Spielkontrolle an sich. Die Ballsicherheit erreichte ein Niveau wie selten zuvor, und es war Routinier und Aggressivleader Weber, der den Ball bis zur Pause zwei Mal ins gegnerische Tor trug. Nach erbärmlichem Beginn hatten sich die Haltener mit einer beachtlichen Willensleistung ins Spiel zurückgekämpft. Und das Glück blieb ihnen vorerst treu. Kurz nach Wiederanpfiff schlug ein gegnerischer Verteidiger im eigenen Strafraum völlig unbedrängt den Ball mit der Hand weg. Scheint ein Reflex gewesen zu sein. Der Schiedsrichter jedenfalls entschied auf Elfmeter, den Friedli souverän verwertete. Die Haltener führten 3:2, eine relativ ungewohnte Situation. Es lief gut für den HSV und für kurze Zeit war wieder einmal alles erleuchtet. Dann Auftritt Wunderstürmer: er düpierte die gesamte Haltener Hintermannschaft und schob zum 3:3 ein, sein dritter Treffer unterdessen. Nicht so schlimm, könnte man meinen, ein Punkt ist besser als kein Punkt. Aber aufgepasst: Unentschieden kurz vor Schluss hat in dieser Saison immer in einer Katastrophe, sprich Niederlage geendet. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, Torraumszenen hüben wie drüben, das Spiel wogte hin und her, beide Mannschaften drängten auf die Entscheidung. Jetzt pass auf: Ballgeschiebe im Haltener Strafraum, Versuch eines Befreiungsschlags, der Ball prallt am Wunderstürmer ab, er hebt das Leder geschickt über den machtlosen Torhüter und des HSVs Schicksal ist ein weiteres Mal besiegelt. Manchmal denke ich: das kann doch nicht sein. Jedes mal so nah dran, jedes mal als Verlierer vom Platz schleichen. Aber kleiner Trost und philosophischer Ausklang: wir sind nicht die einzigen. Sisyphos ist ein Held der griechischen Mythologie. Es soll ihm gelungen sein, den Tod zu fesseln. Damit machte er dem Töten ein Ende, so lange, bis Ares, der Gott des Krieges, den Tod befreite und ihm Sisyphos auslieferte. Doch dieser überlistete den Tod ein zweites Mal, und er schaffte es, zur Erde zurückzukehren. Er musste zur Strafe für seine Verschlagenheit in der Unterwelt einen Stein einen steilen Berg hochwälzen. Immer kurz bevor er den Gipfel erreichte, entglitt ihm der Stein, rollte wieder ins Tal und er musste von vorne beginnen. Albert Camus machte aus Sisyphos einen existenzialistischen Helden, einen Rebellen von überlebensgrosser Tragik, denn der Abstieg ins Tal war die Zeit des Bewusstseins und seines persönlichen Triumphs über die Götter. Ich denke oft an Sisyphos, wenn ich nach dem Schlusspfiff das Spielfeld gesenkten Hauptes verlasse.

Tore: 0:1, 0:2, 1:2 (Weber), 2:2 (Weber), 3:2 (Friedli), 3:3, 3:4