Daumen hoch: Panikherz

Stuckrad-Barres Autobiographie gelesen, und ich kann ihr einen hohen Unterhaltungswert attestieren.

Das ganze läuft zweigleisig: ein Erzählstrang behandelt seine Drogenjahre in Hamburg, Berlin, Zürich sowie diversen Entzugskliniken; die zweite Ebene ist in der Jetztzeit angesiedelt und beschreibt einen mehrwöchiger Aufenthalt im Hotel Chateau Marmont am Sunset Boulevard, wo er den vorliegenden Roman schreibt. Nebenbei hängt er noch ein bisschen mit Bret Easton Ellis rum, geht essen mit Thomas Gottschalk, besucht ein Konzert von Noel Gallagher sowie eine Leseveranstaltung von Elvis Costello (einem seiner Helden).

Aber natürlich die Schlingerjahre viel interessanter. Stuckrad-Barre torkelt von einem Rausch in den nächsten oder besser: alles Handeln ist darauf ausgerichtet, den Rausch erst gar nicht abklingen zu lassen. Und das alles in dieser witzigen Sprache, eine seltsame ironisch-skeptische Distanz zu sich selber, Gedankensprünge, irres Zeug, meisterhaft verknüpft. Typische Stelle, bei der ich laut lachen musste:

Ich nehme mir ein Aldi-Wasser aus dem Kühlschrank, damit die Schlaftabletten sicher ans Ziel kommen, das Ziel ist mein Hirn – und es wäre schön, wenn da oben dann bald mal Ruhe wäre. Einer der Aldi-Brüder, Karl, glaube ich, hielt an seinem 90. Geburtstag folgende Festrede:

Ich wollte gar nicht, dass ihr alle kommt.
Ich habe Hunger.
Ich gehe bald wieder nach Hause.

Das ist eigentlich mein Text, Abend für Abend.

Bisschen viel Udo Lindenberg (sein grösster Held) gegen Ende, aber insgesamt sehr lesenswert. Also raus in den Buchladen. Kaufen. Lesen. Und gleich noch ein Buch von Jörg Fauser mitnehmen (Rohstoff!).