Arbeit und Struktur

Am Bahnhof in Bern das Buch Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf gekauft. Herrndorf war 2010 an Krebs erkrankt. Er begann einen Tagebuchblog zu schreiben, der in Form dieses Buches posthum erschienen ist. Darin beschreibt er unter anderem die Arbeit an seinem späteren Besteller Tschick. Ich kaufe selten Bücher im Bahnhofkiosk, weil meistens doch eher lau, aber ich blätterte in Arbeit und Struktur und stolperte zufällig über diesen Tagebucheintrag:

13.3.2010 11:00

Gib mir ein Jahr, Herrgott, an den ich nicht glaube, und ich werde fertig mit allem. (geweint)

Sein Wunsch wurde erhört, der Herrgott hat ihm noch drei Jahre geschenkt, die Herrndorf in ein wahres Produktivitätsfeuerwerk verwandelte: er hat nicht nur Tschick, sondern auch den Roman Sand veröffentlicht (für den er den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hat). Kreativität unter Einschränkungen. Erstaunlich, was ein Mensch zu erschaffen im Stande ist.

Im August 2013 drohte Herrndorf seine Sprache zu verlieren. Er beschloss, dass es an der Zeit ist, zu gehen.