Am letzten Tage: BASQUIAT

Die Basquiat-Ausstellung in der Fondation Beyeler ging am 5. September 2010 zu Ende. Es war dies die erste umfassende Retrospektive dieses ausserordentlichen Künstlers in Europa. Von allem Anfang an war klar, dass ich hingehen würde, denn Basquiat ist unter allen Künstlern mein grösster Held, doch habe es versäumt, einen Besuch in Basel zu planen, und also fuhr ich mit Laure am letzten Tag hin. Wir haben es nicht bereut.
Um es kurz zu machen: es war eine fantastische Ausstellung. Die beste, die ich jemals besucht habe, ganz ohne Zweifel, denn es gab ausschliesslich Bilder, die mir gefielen. Viele hatte ich schon oft in meinem Basquiat-Buch bestaunt. Nun stand ich ihnen direkt gegenüber. Ein grossartiges Gefühl.
Jean-Michel Basquiat hat in den acht Jahren seines künstlerischen Schaffens ein umfassendes Werk von 1000 Gemälden und 2000 Zeichnungen angefertigt, bevor er mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin verstarb. Als hätte er es geahnt und all seine Kreativität in diese acht Jahre gepackt.
100 dieser Werke wurden in der Fondation Beyeler präsentiert. Der Museumsgründer hat die Ausstellung leider nicht mehr erlebt, er verstarb wenige Monate vor der Eröffnung, aber ich bin sicher, sie hätte ihm gefallen. Am Eingang ist eine schlichte Inschrift angebracht:

in memoriam
Ernst Beyeler, 16. Juli 1921 – 25. Februar 2010

Daneben ein kleines Bild von Miró mit dem Titel L’étreinte du soleil à l’amoureux, 1952.
Ich kann nicht genau beschreiben, warum Basquiats Gemälde mich faszinieren, denn ich habe einen überaus unreflektierten Zugang zu Kunst. Ich mag Bilder oder ich mag sie nicht. Ich verstehe sie zumeist nicht oder unzureichend und wenn ich sie verstehe, schafft dieses Verständnis keinen Mehrwert (bei Installationen ist es anders). Ich stehe also wie das Kind vor dem Bild und mit ein wenig Glück finde ich einen Zugang zum Exponat. So einfach ist das. Bunte, aufmüpfige, chaotische Werke sind dabei klar im Vorteil. Ich mag Hundertwasser, Tinguely, Rauschenberg.
Im Saaltextheftli wird in der Beschreibung des Gemäldes Pegasus ein Mann namens Fab 5 Freddy zitiert:

Ich glaube, Jean-Michel lebte wie eine Flamme. Er brannte strahlend hell. Dann ging das Feuer aus. Doch die Glut ist noch nicht erloschen.

Er hat recht: noch immer kann man seine Kraft spüren.
Jetzt ein wichtiger Hinweis an meine Schwester: Auch U2 besass ein Bild von ihm: Untitled (Pecho/Oreja). Sie haben es im Juni 2008 für $10.1 Mio. bei Sotheby’s versteigert.
Ein bisschen Basquiat habe ich dann auch nach Hause mitgenommen, leider keine Orginiale (wären auch zu gross gewesen, hätten nicht ins Auto gepasst), sondern zwei Poster, das eine Untitled, das andere trägt den Namen Molasses (Titel waren offenbar nicht so sein Ding). Meine Basquiat-Poster-Sammlung wächst damit auf fünf Exemplare an. Nur aufhängen müsste ich sie noch. Das wäre schön.
Als ich aus dem Gebäude trat, da wusste ich: Papier, Acry-Farbe, Ölkreide besorgen und los gehts. Ein wenig Chaos im Kopf kann auch nicht schaden. Mehr braucht es nicht.