Reise nach Mannheim

Andrei und Klaus haben bei einem freitäglichen Stammtisch berichtet, dass sie vor einiger Zeit nach Mannheim gereist sind, um sich im türkischen Viertel mit Fleisch- und Dessert-Spezialitäten vollzustopfen. Grossartig sei es gewesen und eine Wiederholung sei durchaus angezeigt. Nach Wochen der Terminabsprache fuhren wir am Samstag vor dem Sommerurlaub im Zug nach Mannheim, um uns türkische Speisen einzuverleiben. Laure konnte sich uns nicht anschliessen, also nur wir drei: ein Österreicher, ein Rumäne und ein Schweizer unterwegs in Mannheim, lustige Truppe.
Erste Station war Türk Sofrasi Ocakbasi, ein Speiselokal im (so weit ich das beurteilen konnte) traditionell türkischen Stil. Viel Fleisch auf der Speisekarte und den grössten Teller bestellten wir dann auch. Es wurde Fladenbrot gereicht und dazu leckere Pasten, bevor der Hauptgang serviert wurde: Fleischspiesse auf Fleisch, daneben ein Häufchen Salat. So muss es sein. Während wir uns durch den Fleischberg kämpften, tranken wir ein Getränk, das den Namen Ayran trägt, eine Art wässriger gesalzener Joghurt, passt ganz hervorragend zum würzigen Fleischgericht.
Ich sank pappsatt in meinen Stuhl zurück, während Andrei und Klaus kritisch anmerkten, dass das Essen zwar hervorragend geschmeckt habe, dass Konkurrent Oltu in der anderen Strasse aber weitaus grössere Portionen ausgebe. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Kann nicht sein.
Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang von ungefähr 200 Metern gelangten wir zu Taksim Baklava, einem türkischen Konfiseur. Ihr kennt das vielleicht: Baklava ist dieses Gebäck aus Blätter- bzw. Filoteig, gefüllt mit gehackten Walnüssen, Mandeln oder Pistazien. Solange es noch heiß ist, wird es in Sirup eingelegt, der aus Honig, Zucker, Gewürzen und Rosenwasser besteht, und dann in Rautenform geschnitten. Klassischer Begleiter eines Baklava-Desserts ist starker, schwarzer Mokka, da seine Bitterkeit wohltuend mit der Süße des Baklava kontrastiert (Quelle: Wikipedia).
Taksim stellt dieses Gebäck sowie andere türkische Spezialitäten seit 1979 her und man muss sagen: die verstehen ihr Handwerk. Jeder von uns stellte sich einen Karton mit 9-12 Baklava zusammen, Walnuss, Kokos, Pistache, Schokolade, alles dabei. Dann spazierten wir zu einem nahen Park, setzten und auf eine Bank und begannen zu schlemmen. Das erstaunliche am Taksim-Karton ist sein Gewicht. Du hast da deine 10 Baklava, kleine unscheinbare Blätterteiggebäcke, nicht der Rede wert denkst du, aber der Karton, er wiegt schwer: gefühlte 2kg, obwohl du genau weisst: da sind nur ein Dutzend Baklava drin. Unglaublich. Und unglaublich schmeckt auch das Gebäck, süss Hilfsausdruck. Du isst ein Stück, nimmst einen Schluck Coca-Cola und denkst: ist da kein Zucker drin? Die Baklava sind so süss, da verblasst sogar die Cola.
Wir haben uns nach diesem königlichen Mahl in ein Strassencafé gesetzt, etwas getrunken und uns über dieses und jenes unterhalten, sprich Gott und die Welt. Langsam brach die Nacht über Mannheim herein und um Mitternacht machten wir uns eilig auf den Weg zum Bahnhof, um den letzten Zug nach Speyer zu erwischen.
Schön wars und es soll nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir Mannheim besuchen. Beim nächsten Ausflug steht Oltu auf dem Programm, der ultimative Vergleich zu Türk Sofrasi Ocakbasi und danach wieder ein kleiner Abstecher zu Taksim, denn an dem führt kein Weg vorbei.